Musik:Dschungel im Kopf

Ami Warning

Als Tochter eines Musikers wusste Amira Warning, was auf sie zukommen würde im anstrengenden Musikgeschäft.

(Foto: Murxen Alberti)

Amira Warning stellt ihr neues Album "Seasons" in der Milla vor. Es basiert auf den Erfahrungen, die sie in den vergangenen zwei Jahren gemacht hat

Von Oliver Hochkeppel

Die SZ hatte sie schon vor drei Jahren auf dem Zettel. Rita Argauer, Spezialistin für Klassik wie für junge Bands, schrieb ein großes Porträt über die 17-jährige Amira Warning, die unter dem Kurznamen Ami dabei war, aus dem Schatten ihres Vaters Wally zu treten und eine eigene Karriere zu starten. Ein Jahr später war es dann soweit. Fast parallel zu ihrem Abitur kam Amis Debütalbum "Part of Me" heraus, beim Blankomusik-Label von Hage Hein, der sich schon mehrfach als Entdecker hervorgetan hatte, von Hubert von Goisern bis zu den Ganes-Mädels. Und löste einen, so lange nicht mehr um einen einheimischen Musiker erlebten Hype aus, abgesehen von Jesper Munk vielleicht. Es war die Mischung aus seelenvollen, erstaunlich lebensklugen Songs, aus ihrem ungekünstelten Auftreten, einer bereits aus vielen Erfahrungen mit dem Vater schöpfenden Musikalität und - über allem - ihrer unglaublich tiefen und rauen, verblüffend "alt" klingenden Stimme ("ein Naturereignis", schrieb ein Kritiker), die Ami rasch zum talk of the town machten. Eine fast überall ausverkaufte Tour folgte, sie durfte mit Milky Chance zusammenarbeiten, wurde ein gefragter Support-Gig, unter anderen für Philipp Dittberner, und kam so gut an, dass sie der BR zuletzt auf die Startrampe-Tour wie zum neuen Pulsfestival des BR in Kaltenberg mitnahm.

Natürlich kennt Ami das Musiker-Dasein von ihrem Vater. Selbst in der Mühle zu stecken, ist freilich noch einmal etwas anderes. Ami ging von Anfang an auch damit erstaunlich natürlich und professionell um. "Ich sehe mich auf dem Weg, immer Neues zu lernen. Ich freue mich, dass ich das alles machen kann und genieße es total. Auch wenn es manchmal anstrengend ist." Druck verspüre sie keinen, hatte sie in einem Interview erklärt, als alles richtig losging, der komme wohl erst später, wenn es den Leuten wirklich gefalle und ein zweites Album fällig werde. Dieses zweite Album ist jetzt vor ein paar Tagen, also gut zwei Jahre später erschienen, "Seasons" heißt es. Kam da tatsächlich der erwartete Druck? "Es ging", sagt sie und sitzt auch jetzt wieder sehr entspannt da, "ich habe mir eher selbst Druck gemacht. Weil es eine Zeit gab, in der ich keine Songideen hatte und wenig geschrieben habe. Da habe ich schon gespürt, dass es Zeit wird, neue Lieder zu schreiben und wieder ein Album zu machen. Zum Glück hat das dann auch wieder funktioniert. Es gibt halt einfach Phasen, in denen man inspirierter ist. Deshalb heißt ja auch das Album ,Seasons': Es geht um das Auf und Ab, um den Wechsel der Zeiten". Man sieht ihr an, dass sie einiges erlebt hat in diesen zwei Jahren.

Vor allem aber hört man es dem Album an. "Ich habe schon immer mein Leben aufgeschrieben, in meinen Songs verarbeitet", sagt Ami. Beim Debüt waren das aber mitunter eher Vorstellungen und Träume, nun beruht alles zumeist auf handfester Erfahrung. "I don't believe in fairytales no more", singt sie gleich auf dem ersten Stück. Einige Songs sind alles andere als karibisch-fröhlich, selbst noch, wenn sie vom Dschungel singt, dem in ihrem Leben und ihrem Kopf nämlich. Nicht zuletzt ist das Ganze auch musikalisch bunter und vielseitiger. Mehr Beats und Sounds, mehr Bläser und Stilwechsel ziehen sich durch die zehn Stücke, bis hin zum club-artigen Remix ihres Hits "Follow", der so gar nicht geplant war, sich ganz am Schluss aber so ergeben hat. "Vielleicht auch, weil ich mich selbst geöffnet habe", vermutet Ami. "Beim ersten Album wollte ich alles akustisch haben, bloß nicht zu viel machen. Jetzt hatte ich das Gefühl, es passt, wenn auch mal ein Keyboard oder Bläser, sogar elektronische Sounds dazu kommen."

Auch hier spielt die Erfahrung eine Rolle. "Damals habe ich meinen Vater machen lassen, diesmal habe ich mich viel mehr eingemischt." Trotzdem, Konzerte zieht sie der Studio-Arbeit immer noch vor: "Ich bin dann doch immer froh gewesen, wenn das Album fertig ist." Sie selbst dürfte das Releasekonzert in der Milla also ebenso sehnsüchtig erwarten wie die Fans.

Ami, Fr, 17. Juni, 21 Uhr, Milla, Holzstraße 28.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: