Kulisse:Picassos Parade

Parade, rideau de scène de Picasso exposé au Palais Barberini - Rome
(Foto: Eric Vandeville/akg-images)

Theater in Cinemascope: In Rom kann man Picassos Vorhang für das Ballett "Parade" bestaunen, für das er 1917 mehr als 170 Quadratmeter Stoff bemalte.

Von Reinhard J. Brembeck

In Roms Palazzo Barberini geht der Tourist aus mindestens zwei Gründen, erstens weil er Raffaels lächelnde "Fornarina" sehen will und zweitens wegen Caravaggios "Judith", die leicht angewidert dem Holofernes den Kopf absäbelt (das Bild ist leider gerade ausgeliehen). Auch ansonsten ist der Palazzo ganz den alten Meistern der Renaissance und des Barock gewidmet. Umso überraschter ist der Besucher derzeit, wenn er in den riesigen Festsaal kommt, der überwölbt wird von Pietro da Cortonas wuseligem Fresco von der "Göttlichen Vorsehung". Aber dieses Mal ist alles anders, hängt doch an der Wand der mit 16,5 x 10,5 Meter riesige Theatervorhang, den Pablo Picasso 1917 für das Ballett "Parade" gemalt hat. Damals waren die Ballets Russes des Auftraggebers Sergei Diaghilew in Rom, Picasso arbeitete hier mit Jean Cocteau an dem Stück, zu dem Erik Satie die Musik schrieb - die Pariser Uraufführung war ein Riesenskandal. Wovon der Riesenvorhang, der sonst in Metz hängt, nichts weiß. Eine Commedia-dell'arte-Truppe am Tisch, ein Pegasus, darauf eine Ballerina (Picassos spätere Frau Olga) und ein Affe (Picasso?). Die Erotik der Szene wirkt gelassen friedlich und fügt sich wunderbar in die geometrische Sandsteinhelligkeit des Palazzo Barberini. Dieser Vorhang sollte für immer hier hängen bleiben.

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