Künstliche Intelligenz:Das schnell lernende Fräulein vom Amt

Nach Apple, Google und Microsoft hat jetzt auch Facebook einen virtuellen Assistenten erfunden - "M". Noch ist er auf die Hilfe von Menschen angewiesen. Doch wie lange wird es dauern, bis er selbständig agiert?

Von Michael Moorstedt

Jetzt also Facebook. Es wurde ja auch Zeit. Immerhin hat ein jeder der anderen großen Konzerne, ob Apple, Google oder Microsoft, schon einen virtuellen Assistenten, die von sich behaupten, die sozialen Kontakte ihrer Nutzer organisieren zu können. Jetzt legte Facebook nach. "M" heißt die Konkurrenz für Siri, Google Now und Cortana. Eingebettet ins Smartphone, reservieren diese Assistenten einen Tisch im Restaurant, buchen Flüge, managen Terminkalender. So zumindest die Theorie.

In ersten Tests schnitt M gut ab. Das liegt nicht nur an der ausgefeilten künstlichen Intelligenz (KI), sondern an der Tatsache, dass sich auch menschliche Facebook-Angestellte in die Konversationen einschalten können, wenn die Software von den Anliegen des Nutzers überfordert ist. Das ist wohl die Entsprechung des "Fräuleins vom Amt" im Jahr 2015.

Hinter vielen jüngeren Erfolgen in der Informationstechnologie steckt das Prinzip Deep Learning. Stark vereinfacht ausgedrückt, arbeitet sich die Software entlang eines komplexen Entscheidungsbaums. Doch manche Dinge können eben auch nach 20 Wenn-dann-Fragen nicht beantwortet werden. Der Google-Forscher Geoff Hinton ist optimistisch, dass man diese Aufgabe innerhalb der nächsten zehn Jahre bewältigen wird. Hinton arbeitet dafür an "Thought Vectors", es geht ihm um die Frage, wie man einen menschlichen Gedanken als Ziffernfolge darstellen kann. Jedes erdenkliche Wort hätte also eine festgeschriebene Zahl, die seine Position in einem "Bedeutungsraum" definiert.

Einen anderen Ansatz verfolgt man beim Allen Institute for Artificial Intelligence. Das gab vergangene Woche bekannt, dass man einen KI-Assistenten namens Aristo Schulbücher pauken lässt. Nach Ansicht von Oren Etzioni, dem Leiter des Instituts, seien die standardisierten Tests an amerikanischen Grundschulen ein prima Gradmesser für den Fortschritt einer KI.

Unter aristo-demo.allenai.org kann man das Programm in Aktion sehen. Die Multiple-Choice-Fragen hat Aristo schon gemeistert. Es weiß, warum das Fell von Tieren im Winter dicker ist und wie Pflanzen vor Frost geschützt werden. Solch ein grundlegendes Verständnis der Welt sei für eine KI unabdingbar, so Etzioni. Anfang Oktober soll die Software noch mehr Fragen beantworten - auf Achtklässler- Niveau.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: