Künstlerischer Leiter in Kassel:Adam Szymczyk plant 14. Documenta als "Dokument ihrer Zeit"

Neuer Documenta-Leiter Adam Szymczyk

Neuer Documenta-Leiter Adam Szymczyk: Eine achtköpfige Kommission wählte den Polen unter sechs Kandidaten aus.

(Foto: dpa)

Ein bekannter Name wird künstlerischer Leiter der Documenta 2017: Adam Szymczyk ist Chefkurator und Direktor der Kunsthalle Basel. Nun soll er die Kunstschau in Kassel leiten, die auf einzigartige Weise den Kuratoren freie Hand lässt.

Von Catrin Lorch

"Adam Szymczyk hat jetzt die Freiheit, das zu tun, was er für richtig hält - oder es auch zu lassen", sagt Bertram Hilgen, Oberbürgermeister von Kassel, zur Begrüßung. Der 1970 im polnischen Piotrków geborene Kurator ist gerade zum künstlerischen Leiter der nächsten Documenta im Jahr 2017 ernannt worden. Hilgen sprach damit an, was die alle fünf Jahre stattfindende Ausstellung zu so einer einzigartigen Weltkunstschau macht: Kassel lässt den Kuratoren wirklich freie Hand.

Diese Freiheit hat der Kunstgeschichte der Nachkriegszeit große Momente beschert. So installierte Joseph Beuys im Treppenhaus des Fridericianums 1972 seine Honigpumpe, an jenem Ort also, an dem Arnold Bode 1955 die erste Documenta als Beiprogramm der Bundesgartenschau ausrichtete. Als Beuys vor dem Gebäude 1982 seine "7000 Eichen" pflanzte, war die Schau schon Weltereignis.

Zu Szymczyks Vorgängern gehören Größen wie Harald Szeemann, Okwui Enwezor und Catherine David. Die von David kuratierte zehnte Documenta 1997 war die erste, die Szymczyk selbst besuchte. Zwischen ihrem "ausgesprochen politischen Entwurf" und der legendären ersten Ausgabe von 1955 sieht er "den Raum, den ich bespielen will".

Szymczyk habe "eine frische kuratorische Haltung"

Adam Szymczyk ist in Europa ein bekannter Name: Nicht nur, weil er seit zehn Jahren als Chefkurator und Direktor an der Kunsthalle Basel verpflichtet ist, sondern auch, weil er im Jahr 2008 die Berlin Biennale leitete. Mit der Kunstszene in seinem Heimatland Polen blieb er unterdessen als Mitbegründer der Foksal-Gallery-Foundation verbunden, einer Stiftung, die das Erbe der legendären Galerie erhält, die zu Zeiten des Eisernen Vorhangs als eine der wenigen Adressen zeitgenössischer Kunst im Osten galt.

Koyo Kouoh, die aus Senegal stammende Sprecherin der achtköpfigen Jury, gab an, Adam Szymczyk habe "eine frische kuratorische Haltung" und dem Gremium die "klarsten Pläne" vorgestellt. Wie die aussehen? Der Ernannte sagt, den Philosophen Foucault aus dem 20. Jahrhundert zitierend, er hoffe, seine Ausstellung werde "nicht nur ein Monument sein, sondern auch ein Dokument ihrer Zeit werden". Zudem freue er sich auf die dreijährigen Vorbereitungen, während der er "langsam etwas entwickeln" wolle.

Für lange Ausführungen hatte er allerdings in der Pressekonferenz keine Zeit, nicht nur, weil "es für niemanden ein Spaß wäre", wenn er jetzt schon fertige Konzepte und Künstlerlisten bekannt gäbe, wie er sagte. Vielmehr freue er sich auf das Nachdenken - und musste auch schon am späten Freitagnachmittag wieder im Zug nach Basel sitzen. Sein Sohn feierte seinen vierten Geburtstag, es war ein Tag, an dem der Kurator dringend in der einen und der Vater dringend in der anderen Stadt sein musste.

Und es war der eigentliche Beginn der 14. Documenta, wie Geschäftsführer Bernd Leifeld sagte. Auch wenn die Vernissage erst auf den 10. Juni 2017 terminiert ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: