Kritik an Hitler-Satire:Der komische Führer

Darf man über Hitler lachen? Dani Levys Komödie "Mein Führer" hat eine öffentliche Kontroverse ausgelöst. Jetzt kritisieren der Zentralrat der Juden und der Dramatiker Rolf Hochhuth die Machart des Films.

Am Tag der Uraufführung der Hitler-Satire "Mein Führer" in Essen hat sich die Kritik an Dani Levys Komödie mit Helge Schneider in der Hauptrolle zugespitzt. In dem Film werde bagatellisiert, verharmlost und verniedlicht, sagte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, dem Stadtmagazin "Journal Frankfurt".

Helge Schneider (l.) und Ulrich Mühe

Helge Schneider (l.) als Hitler und Ulrich Mühe in der Rolle des jüdischen Schauspiellehrers Adolf Grünbaum

(Foto: Foto: ddp)

"Ich komme selbst aus einer Holocaust-Familie. Daher habe ich schlimme Bauchschmerzen, wenn man das Thema Hitler und Holocaust zur Komödie macht", sagte Graumann. "Hier kann ich einfach nicht mitlachen, denn jedes Lachen würde mir sofort im Hals stecken bleiben."

Zahlreiche Kulturvertreter hatten im Vorfeld das Konzept von Regisseur Levy kritisiert, über Hitler eine Komödie zu drehen. Damit würden die Verbrechen der Nationalsozialisten womöglich verharmlost, hieß es vielfach. So sagte die Initiatorin des Berliner Holocaust Mahnmals, Lea Rosh, Levys Film verniedliche das Grauen.

Auch der Autor Rolf Hochhuth ("Der Stellvertreter") übte Kritik an dem Film von Regisseur Dani Levy. Er bezeichnte "Mein Führer" als eine "Verklärung" Adolf Hitlers und seiner Zeit.

Es sei "unerklärlich, wie ein Mann, der selbst Jude ist, so eine Geschichtsfälschung ins Kino bringen kann", sagte Hochhuth vor der Uraufführung seiner eigenen NS-Tragikomödie "Heil Hitler!" in Berlin. Sein eigenes Stück beschrieb Hochhuth hingegen als "groteske, ironische und humoristische Aufarbeitung von Geschichte."

Hitler als Schwächling

In Levys Komödie spielt Ulrich Mühe ("Das Leben der Anderen") den jüdischen Schauspieler Adolf Grünbaum, der Hitler auf eine Neujahrsrede zum Jahreswechsel 1944/45 vorbereiten soll. In zahlreichen Unterrichtsstunden enttarnt der Schauspieler den Diktator als einen vom Vater geschlagenen und zurückgewiesenen Schwächling, der beim deutschen Volk nach Anerkennung sucht.

Zur Uraufführung im Essener Traditionskino "Lichtburg" am Dienstagabend haben sich zahlreiche deutsche Filmstars angekündigt. Auf dem roten Teppich werden unter anderem Regisseur Dani Levy ("Alles auf Zucker"), der Schauspieler und Regisseur Klaus Maria Brandauer sowie die Schauspieler Jan Josef Liefers, Ulrike Folkerts, Christiane Paul und Katja Riemann erwartet. Riemann spielt im Film die Rolle der Eva Braun. "Mein Führer" startet am Donnerstag bundesweit mit 250 Kopien.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: