Kostüme aus legendären Filmen ausgestellt:Kleider machen Stars

Was haben Jeff Bridges' oller brauner Bademantel aus "The Big Lebowski" und Cate Blanchetts Robe aus "Elizabeth" gemeinsam? Sie sind ausnahmsweise einmal Stars - in der einzigartigen Schau "Hollywood Costume" in London, die die Hüllen der Kinohelden feiert.

Alexander Menden, London

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(Foto: Columbia Pictures)

Was haben Jeff Bridges' oller brauner Bademantel aus "The Big Lebowski" und Cate Blanchetts Robe aus "Elizabeth" gemeinsam? Sie sind ausnahmsweise einmal Stars - in der einzigartigen Schau "Hollywood Costume" in London, die die Hüllen der Kinohelden feiert. Es dauerte ewig, bis die perfekte Kombination gefunden war. Kostümbildnerin Ruth Morley gab Robert De Niro unzählige Karohemden, Armeejacken und Hosen zur Auswahl, bis er alle Stücke beieinander hatte, die ihm passend erschienen für seine Rolle. Der Film hieß "Taxi Driver", die Figur hieß Travis Bickle, und sie brachte De Niro eine seiner vielen Oscar-Nominierungen ein: "Danach trug er diese Sachen ununterbrochen", erinnert sich Morley. "Einige in meinem Team hat das rasend gemacht. Aber ich sagte: Lasst ihn, selbst wenn er drin schlafen will." Im Bild: Szene aus dem Film "Taxi Driver" mit Robert De Niro von 1976

Kostüme aus legendären Filmen ausgestellt

Die Figur muss leben

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(Foto: REUTERS)

Wenn ein Filmschauspieler das richtige Kostüm bekommt, ist die halbe Arbeit schon getan: Das sagt nicht irgendwer, sondern Meryl Streep. De Niro und Streep sind die höchstgeachteten Darsteller ihrer Generation. Man möchte denken, dass solche Schauspielgiganten jede Rolle allein kraft ihrer Wandlungsfähigkeit glaubhaft machen könnten, völlig unabhängig von ihrem Kostüm. Aber De Niro ist bekanntlich ein Method Actor, einer, der seine Figur leben muss, um sie wirklich spielen zu können. Er sammelt schon seit langem seine Filmkostüme. Und auch Meryl Streep, Vertreterin einer eher klassischen Schauspielmethode, weiß: "Wir signalisieren sehr viel durch das, womit wir unseren Körper umgeben." Im Bild: Streep und De Niro bei einer Pressekonferenz 2001 in New York

Kostüme aus legendären Filmen ausgestellt

Verwandlungshelfer

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(Foto: dpa)

Die an diesem Samstag beginnende Ausstellung "Hollywood Costume" im Londoner Victoria & Albert Museum widmet Meryl Streep und Robert De Niro einen eigenen Bereich: Das blaue Kostüm, das Streep half, sich in Maggie Thatcher zu verwandeln (und ihren dritten Oscar zu gewinnen) steht gleich neben dem weiten Umhang, den sie 1982 in "Die Geliebte des französischen Leutnants" trug. Auch De Niros zerknitterte Bickle-Aufmachung ist zu sehen. Dahinter der schwere, mehrlagige Ledermantel, den er als Monster in Kenneth Brannaghs "Frankenstein" trug. Im Bild: Meryl Streep im blauen Kostüm in der Rolle der Maggie Thatcher

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Handwerkliche Aspekte

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(Foto: AP)

Eine Stärke des Victoria & Albert Museums, des weltgrößten Museums für angewandte und dekorative Kunst, ist die Erläuterung der handwerklichen Aspekte dessen, was es zeigt. Bei der Betrachtung der mehr als 130 Filmkostüme, die das V&A in fünf Jahren zäher Verhandlungen für diese riesige Schau zusammengetragen hat, wird eines klar: Es geht bei der Kostümierung von Schauspielern - anders als etwa in der Haute Couture - nicht um die Kleider selbst. Sie sind, wie Licht, Ton und Schnitt, ein Mittel zum Zweck, die Geschichte voranzutreiben und das Gesamtkunstwerk Film zu schaffen. Ein Kostüm weist hier in der Regel nicht auf sich selbst hin. Überirdisch schön und glamourös, wie das phantastische grüne Samtkleid, dass Vivian Leigh als Scarlett O'Hara in "Vom Winde verweht" trug, ist die Garderobe nur, wenn eine Rolle diese Eigenschaften tatsächlich erfordert. Im Bild: Das Kleid machte sie erst zur "Scarlett": Vivian Leigh trug dieses grüne Kleid 1939 in "Vom Winde verweht"

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Auf Tuchfühlung mit den Materialien

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(Foto: AFP)

Genau so deutlich macht die direkte Tuchfühlung mit den Materialien: Ganz egal, ob die betreffenden Filme am Ende sehr gut ("Taxi Driver") oder ziemlich missraten ist ("Frankenstein"), die Kostümabteilung steckt immer die gleiche minutiöse Arbeit in die Kleider, die ihre Charaktere zum Leben erwecken helfen. Kostümbildnerin Milena Canonero bereiste in den Siebzigerjahren ganz Europa, wälzte Bücher und suchte Dutzende Archive auf, um jedes schneiderische Detail für die Reifröcke in Stanley Kubricks Historiendrama "Barry Lyndon" zu treffen. Etwas anderes hätte der kontrollversessene Regisseur wohl auch kaum zugelassen. Dabei ist es faszinierend, zu sehen, welche Aspekte der historischen Vorlagen bewusst abgeändert werden, um einen bestimmten Effekt zu erzielen - oder gerade zu vermeiden. So verlängerte Janty Yates bei ihren oscarprämierten Kostümen für Ridley Scotts "Gladiator" sämtliche römische Tuniken, um sie "männlicher" und weniger wie Sommer-Röckchen aussehen zu lassen. Im Bild: Besucher vor Ausstellungsstücken des Victoria & Albert Museums in London

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Bedeutende Stücke ikonografischer Geschichte

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(Foto: AFP)

Textilien sind vergänglich. Daher verwundert es nicht, dass die meisten Ausstellungsstücke in London neueren Datums sind. Fans von "Ocean's Eleven" können sich über die gesamte Klamottenriege der Gentleman-Gangster um George Clooney freuen. Gegenüber strahlt die tomatenrote Lederjacke von Brad Pitts Prügelknaben Tyler Durden aus "Fight Club". Natalie Portmans Ballett-Outfit aus "Black Swan" fehlt ebenso wenig wie die reichlich eng sitzenden Cowboy-Jeans aus "Brokeback Mountain" und Harry Potters Schuluniform. Umso beeindruckender wirken die Stücke, die schon fast ein ganzes Jahrhundert auf dem etwas zerschlissenen Buckel haben, zum Beispiel Judy Garlands rote Paillettenschuhe aus "Der Zauberer von Oz" und das dazugehörige Kleid. Ein noch bedeutenderes Stück ikonografischer Geschichte ist die Aufmachung, die Charlie Chaplin für seinen kleinen Landstreicher zusammenstellte: Die mittlerweile in Fetzen hängende, ausgebeulte Hose, das erstaunlich adrette Jackett, die Melone, das Stöckchen - da muss gar kein Schauspieler in den Kleidern stecken. Man fügt das weißgeschminkte Gesicht mit dem gestutzten Bärtchen unwillkürlich im Geiste hinzu. Im Bild: Judy Garlands Schuhe, die sie 1939 in "Der Zauberer von OZ" getragen hat

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Farbfilm eröffnet neue Möglichkeiten

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(Foto: AP)

Dass sich die ästhetischen Anforderungen im Laufe der Jahrzehnte veränderten, war unvermeidlich. Der Schritt zum Farbfilm eröffnete ganz neue Möglichkeiten. So veränderte Edith Head in "Vertigo" die Palette von Kim Novaks Kleidern entsprechend der psychologischen Entwicklung ihrer Figur. In einem knallroten, zweireihig geknöpften Hemd, wie es John Wayne 1956 in John Fords Western "Der schwarze Falke" trug, würde sich heute allerdings kein Filmcowboy mehr blicken lassen. Wayne hingegen wollte nur "einen guten Hut und ein paar gute Westernstiefel. Was dazwischen ist, ist mir egal". Im Bild: Ausstellungsstücke der Schau "Hollywood Costume"

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(Foto: AFP)

Eins der ältesten Kostüme ist zugleich auch eins der gewagtesten: Louise Glaum, eine Femme Fatale des amerikanischen Stummfilms, schneiderte sich 1920 selbst aus Tüll, Seide und Glasperlen ein atemberaubend durchsichtiges Gespinst. Der Titel des Films: "Sex". Da können in Sachen Sex-Appeal allenfalls noch Marilyn Monroes berühmtes weißes Kleid aus "Das verflixte siebte Jahr" und Sharon Stones weißer Rock (ohne Höschen) aus "Basic Instinct" mithalten. Im Bild: Das Chiffonkleid, das Marilyn Monroe 1959 in "Manche mögen's heiß" getragen hat

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Manchmal ist das Kostüm der Star

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Manchmal ist so ein Kostüm auch nur eine Hülle, wie Harrison Fords "Indiana Jones"- Verkleidung, der aus nächster Nähe erstaunlicherweise jede Aura fehlt. Und manchmal repräsentiert es perfekt die Filmfigur, wie der braune Frottee-Bademantel mit dem Jeff Bridges als "Dude" in "The Big Lebowski" Milch kaufen geht. Und in ganz seltenen Fällen ist das Kostüm selbst der Star: Dass die schwarze Gestalt mit dem überdimensionalen Helm und dem Umhang Darth Vader heißt, weiß jedes Kind. Im Bild: Mitglieder des Kostüm-Clubs German Garrison 2009 bei einem "Star Wars"-Treffen in Speyer, in der Mitte ein "Darth Vader"-Kostüm

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Der Mensch darin

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(Foto: REUTERS)

Dass der Mann, der darin steckte und schwitzte, David Prowse hieß, interessiert leider niemanden. Im Bild: Schauspieler David Prowse, der vor zwölf Jahren von der britischen Königin Elizabeth II. für sein soziales Engagement ausgezeichnet wurde

© SZ vom 20./21.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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