Kooperation:Festival international

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"Politik im freien Theater" kommt erstmals nach München

Das Festival "Politik im freien Theater" gibt es seit 1988, alle drei Jahre findet es statt. Es wird veranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung, deren Chef, Thomas Krüger, bei der Pressekonferenz betont, man wolle mit Kunst andere Zielgruppen erreichen, als man dies mit den Publikationen seiner Institution bereits täte. München sei dafür sehr geeignet, weil die Stadt zwar (noch) kein Produktionshaus für freies Theater besitze, dafür aber eine "dichte kulturelle Infrastruktur auf hohem Niveau". Denn die Bundeszentrale macht kein Theater, sie will Theater und sucht sich deshalb Partner, ein Stadt- oder Staatstheater und einen "Akteur der freien Szene". Durch die Öffnung der Kammerspiele unter Matthias Lilienthal für ungewöhnliche Formen und in Kooperation mit dem "Spielart"-Festival wird es nun möglich, dass das Festival nach Stationen wie Hamburg, Berlin, Köln, Dresden erstmals in München stattfindet. Immerhin, da freut sich Kulturreferent Hans-Georg Küppers, mit seiner zehnten, der Jubiläumsausgabe.

Die - technisch und dramaturgisch ausbaufähige - Pressekonferenz in der neuen Studiobühne des theaterwissenschaftlichen Instituts in der Neuturmstraße 5 nutzt Küppers zu einem politischen Statement. Das Motto des Festivals ist "reich", das passe einerseits nach München, andererseits leben, laut aktuellem Armutsbericht, 17 Prozent der Münchner an der Armutsgrenze. Es mache ihn wütend, dass in dieser Stadt Menschen Pfandflaschen sammeln müssen trotz Rente oder Arbeit; dass die jetzige Landesregierung versuche, die Gesellschaft zu spalten; dass Solidarität nach hinten gedrückt werde durch Parteien, die ein C im Namen tragen. Kunst, Kultur und besonders dieses Festival als Spiegel einer Gesellschaft besäßen ästhetische Dimensionen und träten für Pluralität, Heterogenität und Freiheit ein.

Das Festival zeigt zwischen 1. und 11. November 14 von einer siebenköpfigen Fachjury ausgewählte Gastspiele, dazu kommen zwei Einladungen der Kammerspiele direkt (God Squad, Rimini Protokoll) und ein überbordendes Rahmenprogramm aus Filmen, Diskussionen, Symposien, Jugendworkshops. Zwei der eingeladenen Arbeiten waren in München bereits zu sehen, "Mare Nostrum" beim Mexiko-Festival der Kammerspiele, "Pink Money" im Pathos. Sophie Becker, Leiterin von "Spielart", und Christoph Gurk, Gastspielspürhund der Kammerspiele, versprechen als Vertreter der Jury Geist und Spiel.

© SZ vom 13.07.2018 / etho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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