Konzertreihe:Streichquartett und Schweinsbraten

ammerserenarde

Ungewöhnlicher Spielort: Denis Kozhukhin wird im Bootshaus spielen.

(Foto: oh)

Beim Klassikfestival am Ammersee treten unter anderen die Sopranistin Juliane Banse und das Szymanowski-Quartett auf. Doch die Konzertreihe spricht nicht nur das Gehör, sondern alle Sinne an

Von Astrid Benölken, Ammersee

Die Farbe der Klassik ist grau, grau mit ein paar schlohweißen Tupfern. So würde Doris Pospischil es zumindest beschreiben. Pospischil, erklärter Klassikfan, besucht jedes Jahr eine ganze Reihe von Konzerten. Bei vielen bemerkte sie, dass die Musiker auf der Bühne zwar immer jünger werden, im Publikum aber "die grauhaarigen und weißen Köpfe zunehmen". Aus der Beobachtung entstand ein schon bei seiner Premiere vor einem Jahr hochkarätig besetztes, etwas anders gestaltetes Klassikfestival, das nun in die Wiederholung geht: die Ammerseerenade.

Der See steckt schon im Namen, um ihn herum geht es buchstäblich. Neun Plätze rund um das Gewässer werden bespielt, darunter eine Scheune, ein ehemaliger Kuhstall und ein Bootshaus. Die Spielorte sind Teil des Konzert-Konzepts, sie sollen eine musikalische Brücke bauen zwischen den beiden Seeufern und zugleich die steife Atmosphäre aufheben, die über vielen Veranstaltungen dieser Art hängt - und damit näher an die Lebenswelt derjenigen heranrücken, die selten bei Klassikdarbietungen anzutreffen sind.

Neben den acht Abendkonzerten im Hauptprogramm mit Musikgrößen wie der Sopranistin Juliane Banse oder den Singphonikern gibt es deswegen an jedem Festivaltag auch eine Happy Classic Hour. Auch das sind Konzerte, bestritten von talentierten Nachwuchskünstlern wie dem erst 13-jährigen Ausnahmepianisten Michael Andreas Häringer, bei denen die Besucher nach und nach auf den Geschmack kommen sollen.

Obwohl bei der Ammerseerenade die Musik im Vordergrund steht, verstehen die Organisatoren sie auch als Genussfestival und haben das Programm mit allerlei sinnlichem Beiwerk versehen. So ist das Szymanoswki-Quartett nicht nur ein Ohrenschmaus, sondern mit Schweinsbraten auch ein Gaumenkitzel. Beim Tschaikowski-Eröffnungskonzert wird gepicknickt, Lichteffekte setzen an den Konzertorten visuelle Akzente, ein eigens kreierter Ammerseeduft bei den Programmheften sorgt für olfaktorisches Erleben.

Trotz des Anspruchs, ein klassikfernes, junges Publikum gewinnen zu wollen, macht das Festival dennoch keine Abstriche bei der Qualität der Musiker. So tritt etwa Helmut Deutsch auf, einer der derzeit wohl gefragtesten Liederbegleiter. Deutsch wird zusammen mit der britischen Sopranistin Louise Alder und dem Pianisten Denis Kozhukhin einen Abend gestalten. Oder auch das bereits erwähnte Szymanoswki-Quartett. Die vier Streicher mit ihrem fein austarierten Spiel trauen sich zwar immer wieder auch an zeitgenössische Musik, spielen am Ammersee aber Stücke aus dem vertrauten Konzertrepertoire. Anderswo füllte das Quartett bereits die großen Konzertsäle der Welt, die Carnegie Hall in New York oder das Concertgebouw in Amsterdam etwa. Am Ammersee musizieren sie in einer umfunktionierten Scheune.

Ammerseerenade, So., 30. Aug. bis 5. Sept., verschiedene Veranstaltungsorte; weitere Infos unter www.ammerseerenade.de

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