Konzertante Oper:Der Blick zurück

Arcis Vocalisten

Die Arcis-Vocalisten, hier vor der Orgel der Himmelfahrtskirche, sind an beiden Abenden dabei.

(Foto: Germar Heinicke)

Orpheus und Eurydike - in der Himmelfahrtskirche sind zwei ganz unterschiedliche Opernbearbeitungen zu hören

Von Klaus Kalchschmid

Es ist der Opernstoff par excellence: die Geschichte vom thrakischen Sänger Orpheus, der seine Geliebte durch einen Schlangenbiss verliert, in die Unterwelt hinabsteigt und sie dort nur unter der Bedingung lebend wieder mitnehmen darf, dass er sich nicht nach ihr umdreht, bevor sie an der Oberfläche angelangt sind. Natürlich gelingt das nicht, weil Eurydike glaubt, er liebe sie nicht mehr und das auch wortreich kommuniziert.

Das ist, mehr oder minder abgewandelt oder erweitert die Handlung vieler Orpheus-Opern des 17. und 18. Jahrhunderts. Es ist ein Stoff, der am Beginn der Gattung Oper mehrfach vertont wurde, etwa von Giacopo Peri (1600), Gulio Caccini (1602) und Stefano Landi (1619). Es folgten unter anderem Luigi Rossi (1647), Georg Philipp Telemann (1726) und Yevstigney Fomin (1792), bevor Ernst Krenek 1923 eine spannende psychoanalytische Zwölf-Ton-Version schuf.

Claudio Monteverdi, der vor 450 Jahren geboren wurde, komponierte 1607 in Mantua mit seinem "L'Orfeo" das erste Meisterwerk der noch jungen Gattung, Christoph Willibald Gluck besiegelte 1762 - also 155 Jahre später - in Wien mit der ebenfalls italienischen Urfassung seiner Orpheus-Oper eine radikale Opernreform, die sich nach den virtuosen Auswüchsen der spätbarocken Oper wieder auf das Wesentliche und den puren Ausdruck konzentrieren wollte. Beide Werke sind komponiert in der heutigen Spielfilmlänge von 90 Minuten.

Während die "Favola in musica" des Italieners schon im Titel noch nicht Oper genannt und von vielen Orchester-Ritornellen wie Tänzen und gesungenen Hirtenreigen durchsetzt ist, konzentriert sich die Handlung bei Gluck auf die beiden Titelpartien und Amor, flankiert von einem wie in der Antike wichtigen, oftmals kommentierenden Chor. Bei Monteverdi verliert Orpheus seine Eurydike endgültig, doch Apoll, der sein Lehrmeister auf der Lyra gewesen sein soll, versetzt ihn als Sternbild an den Himmel. Gluck endet mit einem glücklichen Terzett von Amor und den beiden Liebenden.

Die Arcis-Vocalisten und das Barockorchester "L'arpa festante" (unter anderem mit Zinken, Barockposaunen und Barockharfe) singen und spielen an beiden Abenden in der kleinen, akustisch hervorragenden, nicht zu halligen und oft für CD-Einspielungen verwendeten Sendlinger Himmelfahrtskirche. Der großartige Counter Franz Vitzthum ist als der Glucksche Sänger zu erleben, Tenor Georg Poplutz, Schüler von Christoph Prégardien, als Orfeo Monteverdis. An beiden Abend mit von der Partie: Anna Karmasin (Euridice), dazu bei Monteverdi Altus Andreas Pehl (Speranza), Altistin Regine Jurda (Messagera, Proserpina) und Bassist Raphael Sigling (Caronte, Plutone). Eine Stunde vor Beginn der Oper um 19 Uhr gibt Dirigent Thomas Gropper jeweils eine Einführung.

Gluck: Orfeo ed Euridice, Do., 25. Mai, 19 Uhr; Monteverdi: L'Orfeo, So., 28. Mai, 19 Uhr, jeweils konzertant, Himmelfahrtskirche Sendling, Kidlerstr. 15

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