Konzert:Zu formelhaft

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Pat Metheny mit Band in der Philharmonie

Von Ralf Dombrowski, München

Wenn sich ein Musiker wie Pat Metheny um sich selbst dreht, ist auch das noch bemerkenswert. Für ihn sei diese Tour etwa Besonderes, meinte der 63-jährige Gitarrist aus Missouri, denn es sei das erste Mal, dass er sich mit seiner Band vor allem Liedern aus der Vergangenheit widme. Und tatsächlich kamen sie, die Hits von früher wie "Farmer's Trust" als sanft fließende Ballade oder "Phase Dance" in einer eingebremsten Duo-Version mit dem Pianisten Gwilym Simcock. Das ganze Konzert in der Philharmonie war auf Nostalgie ausgelegt, versuchte aber auf der anderen Seite gerade diese Tendenz zum Angestaubten durch Energien des Zusammenspiels zu relativieren.

So ganz allerdings klappte das nicht und das hatte verschiedene Gründe. Da war zum einen der Bandleader selbst, der zu den brillantesten Instrumentalisten seines Fachs gehört, sich aber schon seit längerem selbst kopiert. Methenys Konzerte wirken inzwischen formelhaft, von den sphärischen Anfängen über die Exkurse in die freie Expressivität bis hin zu den Steigerungskaskaden mit Synthie-Sounds, die Momente der Ekstase anvisieren. Wo er früher flog, ist er heute routiniert, noch immer eloquent, aber eben auch genügsam einem selbst geschaffenen Ritual folgend. Das hängt auch mit seiner Band zusammen, alles herausragende Musiker, die sich jedoch nicht auf Kommunikation auf Augenhöhe einlassen. So polyrhythmisch komplex und dynamisch differenziert beispielsweise der Schlagzeuger Antonio Sanchez arbeiten kann, so wenig nützte er diese Fähigkeiten in der Philharmonie für Seitenblicke, die Metheny zu überraschenden Reaktionen genötigt hätten.

Die Bassistin Linda Oh wiederum war die perfekte Begleiterin, aufmerksam und gestalterisch gruppendienlich, vermied aber ebenfalls Irritationen, die dem Klangganzen mehr Reibung gegeben hätten. Der Pianist Gwilym Simcock schließlich blieb als Nesthäkchen des Quartetts weitgehend Vorgängern wie Lyle Mays verhaftet, konnte auf seinem eigenartig hohl klingenden Flügel ebenso dynamisch massiv wie romantisch verklärt gestalten, was aber nicht ausreichte, um Pat Metheny aus der Reserve zu locken.

© SZ vom 24.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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