Konzert:Im Klang-Paradies

Konzert: Der älteste und geheimnisvollste Chor der Welt und sein gleichnamiger Wirkungsort: die Cappella Sistina.

Der älteste und geheimnisvollste Chor der Welt und sein gleichnamiger Wirkungsort: die Cappella Sistina.

(Foto: DG)

Anlässlich seiner neuen CD gibt der älteste Chor der Welt, der Chor der Sixtinischen Kapelle in Rom, ein Konzert im Allerheiligsten des Vatikan. Bei höchsten Sicherheitsvorkehrungen.

Von Helmut Mauró

Auch als Liebhaber alter Chormusik und Kenner italienischer Renaissancekomposition wird man kaum Gelegenheit haben, einmal ein Konzert im Zentrum ihres Entstehens und jahrhundertelangen Wirkens zu hören. Und noch weniger vom ältesten Chor der Welt, der genau hier seinen Sitz hat und auch schon früh den Namen seiner Behausung angenommen hat: Cappella Sistina, der Chor der Sixtinischen Kapelle. Er ist, wenn man so will, der Privatchor des Papstes. Messen im Petersdom singt der Chor nur, wenn der Papst sie hält. Zur Veröffentlichung der aktuellen CD der Cappella Sistina wurde nun ein solches Konzert möglich. Dabei waren die Veranstalter so nervös wie die Zuhörer aufgeregt. Schon die Vorbereitungen wurden von der Angst vor Spionen begleitet. Hinter dem Chorchef Monsignore Massimo Palombella hatte sich sein Pressebetreuer aufgebaut, oder eher schon: ein Presseabwehrchef, der aufpasste, dass sich kein Journalist beim Einsingen für das Konzert in den Raum schlich. Vielleicht war das besser so, vielleicht war es nur die traditionelle Geheimniskrämerei des Vatikan, die natürlich ein wichtiges Zeichen oder gar Bedingung der Macht ist. Allerdings: Wenn es um Musik geht, wo das Entstehen immer auch zum Kunstwerk gehört, kommt in solchen Fällen schnell der Verdacht auf, da wolle jemand eine glamouröse Kulisse vorschieben, alles andere im Dunkeln lassen und dadurch vielleicht nur einen stärkeren Verblüffungseffekt erreichen oder gleich die Vermutung, es handle sich um Magie oder Übersinnliches. Aber das alles gehört zur katholischen oder überhaupt zur religiösen Tradition und ihren theaterhaften Ritualen. Andererseits gibt es auch Dinge zu verheimlichen, zum Beispiel die Berufung eines Chorleiters, den Papst Johannes Paul II. bei einem Besuch in Süditalien quasi von der Straße weg engagiert haben soll. Dort habe der mit seinem Chor eine so muntere Stimmung erzeugt, wie sie sich der Papst auch für Rom wünschte. Doch ein Sängerhaufen mit einer Stimmungskanone als Chorleiter mag zwar bei einem Freilandgottesdienst vielen Menschen Freude bringen. In der Sixtinischen Kapelle würde er eher Entsetzen auslösen.

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