Konzert:Ein Blubbern und Gluckern

Konzert: In der Glockenbachwerkstatt stellen Philip Groß (links) und Christian Riedel ihr gemeinsames erstes Album vor.

In der Glockenbachwerkstatt stellen Philip Groß (links) und Christian Riedel ihr gemeinsames erstes Album vor.

(Foto: Tammo Vahlenkamp)

Der Schlagzeuger Philip Groß und der Bassist Christian Riedel haben schon in verschiedenen Münchner Bands gespielt. Als "WhåZho" legen sie jetzt ihr Debütalbum vor

Von Jürgen Moises

Wenn von 100 Wegen zu einem tollen Aussehen die Rede ist, denkt man zunächst an ein Modemagazin. Auch ein Kosmetikhersteller könnte versuchen, einen mit so einem Satz zu ködern. Oder vielleicht ein Friseur? Tatsächlich stecken aber der Schlagzeuger Philip Groß und der Bassist Christian Riedel hinter diesem Versprechen. Zu zweit nennen sich die beiden Münchner Musiker WhåZho und stellen an diesem Donnerstag in der Glockenbachwerkstatt ihr Debütalbum "100 Ways To Look Great" vor, bevor es dann einen Tag später bei Gutfeeling Records erscheint. Und natürlich sind die acht Songs darauf eher zum Anhören als zum Ansehen. Das Schauen sollte man deswegen besser den gezeichneten hundert Augen auf dem Albumcover überlassen.

Deshalb gleich zur Musik, die von WhåZho selbst auf der "Brücke zwischen Postrock und Proto-Dub" verortet wird. Und damit kommt man den weitgehend instrumental gehaltenen Stücken schon ziemlich nahe. Zuweilen verspürt man auch ein leichtes Ambient- oder Jazzfeeling, aber so etwas ist einem ja auch von bekannten Postrock-Bands wie Tortoise vertraut.

An die muss man beim ersten Stück "Via Paradiso" denken. Das nämlich beginnt mit gluckernden Elektrobeats, dann fängt ein E-Bass munter an zu laufen, und ein Vibrafon weitet den Klangraum aus. "Belli Meloni" wird von einer dubbigen Synthie-Melodie und einem Offbeat-Rhythmus getragen. Ein fuzziger Bass, eine schepprige Keyboard-Melodie, ein paar Blubber-Sounds und abschließende Lautenklänge machen die "Melonen" schließlich rund.

Mit "Lago Di Lago" folgt dann das einzige, richtige Gesangsstück. Von der Stimmung her Dub, aber bei lakonischen Sätzen wie "Oben ist belanglos, unten kann ich sehen. Ich möchte mich wie ein Baby im Mutterleibe drehen" muss man ein bisschen auch an die Neue Deutsche Welle denken. Bei "Springtime in M.E." kippt das, was mit jazzigem Offbeat beginnt, durch Percussion und Klarinette plötzlich in eine orientalische Stimmung, die sich zunehmend dramatisch steigert.

"Don't Follow The Fuckin' Whit" hat mit seiner weiblichen Singstimme Anklänge von Ambient und Soul, die fiepsige Elektromelodie in "Viola Merda" lässt an Bands wie das Tied & Tickle Trio denken, "Sid Vicious Was Innocent" und "Alerta Alerta" spielen mit einem leichten Zug ins Schräge abermals die Dub-Karte aus. Das Ergebnis ist insgesamt eine sehr unterhaltsame Mischung, die ihre Vielseitigkeit zum Teil dem Mitwirken von Gastmusikern verdankt, und deren Lässigkeit aus einem gewissen Vertrauen heraus resultiert.

Philip Groß und Christian Riedel haben, bevor sie WhåZho im September 2015 gründeten, nämlich schon bei der Postrockband Kipketr zusammen gespielt. Christian Riedel war außerdem bei den Punk- und Indie-Bands Purren und Grand Day Out und Philip Groß bedient nach einigen Schlagzeug-Jahren bei verschiedenen Bands aktuell bei G.Rag y los Hermanos Patchekos und den Landlergschwistern das Akkordeon. Wenn am Donnerstag zahlreiche Augen auf sie schauen, sind die beiden das also gewohnt.

WhåZho: 100 Ways To Look Great, Gutfeeling Records, live am Donnerstag, 15. März, 21 Uhr, Glockenbachwerkstatt, Blumenstraße 7

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