Konzert:Der nächste Kick

Jazz-Konzert im Sommerkeller

Seit mehr als 40 Jahren zählt Wolfgang Schmid zu den herausragenden E-Bassisten in Deutschland.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zusammen mit Klaus Doldingers "Passport" war der Bassist Wolfgang Schmid die deutsche Antwort auf den Jazzrock von "Weather Report". Das ist bis heute nicht zu überhören

Von Oliver Hochkeppel

Dem "Kläuschen", wie sie ihn damals nannten, hat Wolfgang Schmid letztlich seinen frühen Durchbruch zu verdanken. Rutschte der aus Stuttgart stammende Bassist doch 1972, da war er 24, in die legendäre Besetzung von Klaus Doldingers Passport, jenes Quartett mit Curt Cress am Schlagzeug und dem schon verstorbenen Christian Schultze am Keyboard, die gewissermaßen als deutsche Antwort auf Weather Report oder Return To Forever den Jazzrock aus der Taufe hoben. Eine weltweit ähnlich erfolgreiche deutsche Jazzband hat es nie wieder gegeben, und seit 2001 waren sie auch wieder neben Doldingers jeweils aktueller Formation als Classic Passport zu buchen. 2016 hat Schmid damit wieder mehr denn je zu tun, feiert Doldinger doch seinen 80. Geburtstag mit einer Tour wie in alten Zeiten.

Die Grundlagen, die sich Schmid damals - und nach Passport unter anderem bei Wolfhound oder in seinem Paradox-Projekt mit Billy Cobham - am ja noch gar nicht so lange existierenden E-Bass verschaffte, machen ihn noch heute zu einem der herausragenden Vertreter seines Fachs: Er kann mit dem Plektron knackige Back-Beat-Lines ebenso spielen wie die Saiten mit Fingerpicking singen lassen, und natürlich beherrscht er das funkige Slapping genauso gut wie etwa sein ein Jahr jüngerer Kollege und Freund Marcus Miller. Wolfgang Schmids besondere Qualität ist es, dass er stets melodisch bleibt, der Musik dient, und sich diverse Stilrichtungen einverleibt hat, die es in den Siebziger- und Achtzigerjahren noch gar nicht gab.

Schon früh hat Schmid außerdem damit begonnen, seine Fähigkeiten weiterzugeben. Abgesehen vom Lehrauftrag in seiner alten Heimat Stuttgart ist dabei die seit 1987 bestehende Gruppe The Kick das wichtigste Medium, vulgo seine Hausband. Seit vielen Jahren führt er mit ihr immer wieder neue junge Talente in den dynamischen und modernen Jazzrock seiner Prägung ein, von den Schlagzeugern Guido Mai und Marco Minnemann bis zu Tastenleuten wie Oli Rubow oder Benedikt Moser. Parallel zu den Besetzungswechseln variierte Schmid auch den Bandnamen, statt Kick gab es bereits Special Kick, Gig oder auch Krabbelgruppe. Jetzt ist The Next Kick an der Reihe. Diesmal speist sich die Truppe aus der Leipziger Szene, wofür Schmids immer noch junger, aber schon lange bei Kick bewährter Schüler und Saxofonist Antonio Lucaciu verantwortlich ist. Er vermittelte Schmid drei Musiker, mit denen er in Duos oder Bands wie dem Ring-Quartett spielt. Neben dem Leipziger Gitarrenprofessor Werner Neumann sind das der junge Pianist und Komponist Sascha Stiehler und der Schlagzeuger Dominique "Gaga" Ehlert, der schon 2009 den Solistenpreis beim ersten Burghauser Nachwuchswettbewerb gewonnen hat.

Wolfgang Schmids The Next Kick, Donnerstag, 27. Oktober, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

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