Konflikt um Suhrkamp-Verlag:"Das ist geschäftsschädigend"

Von Autoren signierte Wand im Suhrkamp-Verlag

Januar 2010: Nachdem Suhrkamp sein Traditionshaus in Frankfurt verlassen hatte, signierten die Autoren eine Wand in Berlin. Nun steht der Verlag im Mittelpunkt eines komplizierten Rechtsstreits.

(Foto: dpa)

Erneuter Schlagabtausch in der Öffentlichkeit: Die Familienstiftung von Suhrkamp-Chefin Ulla Unseld-Berkéwicz wirft dem Miteigentümer Hans Barlach vor, die finanzielle Situation des Verlags schlechter dargestellt zu haben, als sie sei.

Der Streit zwischen den Gesellschaftern des Suhrkamp Verlags geht in eine neue Runde. Die Familienstiftung von Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz, die 61 Prozent am Verlag hält, warf dem Miteigentümer Hans Barlach, der über 39 Prozent verfügt, am Montag geschäftsschädigendes Verhalten vor.

Der Medienunternehmer habe in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Focus die finanzielle Situation des Verlags schlechter dargestellt, als sie sei, hieß es in der Mitteilung. "Das ist geschäftsschädigend." Die Verlagsgruppe habe seit 2010 operative Gewinne erzielen können, rechnete die Stiftung vor. Auch im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr 2012 sei der Umsatz "trotz eines sehr angespanntes Marktumfelds" nahezu konstant geblieben.

Barlach werde im Focus mit der Forderung zitiert, "Rücklagen zu bilden", seine Medienholding Winterthur aber versuche, "auf dem Gerichtsweg die Bildung von Rücklagen zu verhindern" . Auch versuche sie "die Auszahlung von mehreren Millionen Euro als Gewinnausschüttung an sich selbst durchzusetzen, wobei sie gleichzeitig fordert, dass der Verlag zur Beschaffung der hierfür notwendigen Mittel Fremdkredite aufnimmt und zu deren Absicherung Verlagsvermögen verpfändet."

Nächster Gerichtstermin am 13. Februar

Zudem warf die Familienstiftung Barlach vor, sich seit zwei Wochen nicht zu einem neu vorgeschlagenen Vermittler geäußert zu haben. Der Unternehmer hatte die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in dem Focus-Interview erneut von einer Ablösung der Verlagschefin Unseld-Berkéwicz als Geschäftsführerin abhängig gemacht.

Mehr als 70 renommierte belletristische Autoren stellten sich kürzlich in einem Appell ausdrücklich hinter die Witwe des langjährigen Firmenpatriarchen Siegfried Unseld. Wissenschaftliche Autoren, die bei Suhrkamp publizieren, hatten zuvor einen dringenden Appell an die seit Jahren in zahlreiche Gerichtsverfahren verstrickten Gesellschafter gerichtet zugunsten der unbeschadeten Fortexistenz des Verlages einen für beide Seiten tragbaren Kompromiss zu suchen.

Vor dem Frankfurter Landgericht ist für den 13. Februar der nächste Termin angesetzt. Darin geht es um die wechselseitigen Ausschlussklagen, der Konfliktparteien. Beim vorangegangenen Verhandlungstermin Anfang Dezember 2012 hatten die Anwälte Hans Barlachs für den Fall, dass seinem Ausschlussantrag nicht entsprochen werde, die Auflösung der gesamten Kommanditgesellschaft beantragt.

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