Konflikt um East Side Gallery:Schön, dass wir geredet haben

East Side Gallery

Berliner Wandgeschichte: Die Mauer soll weg - oder auch nicht.

(Foto: dpa)

Anderswo bauen? Das Grundstück einem Club überlassen? Im Streit um die Berliner East Side Gallery gibt es unterschiedliche Standpunkte. Und obwohl alle Beteiligten Gesprächsbereitschaft zeigen - geklärt ist noch gar nichts.

Von Constanze von Bullion

Die East Side Gallery in Berlin, das ist inzwischen ein Thema, das bei höchster Geheimhaltung verhandelt wird. Am Dienstag fand im Roten Rathaus ein Gespräch über die Betonwand statt, deren Zerstörung weltweit für Aufruhr sorgt. Demonstranten haben vor dem längsten Rest der Berliner Mauer inzwischen ein Campingmobil geparkt, als "Mahnwache", um zu verhindern, dass die Wand für Neubaublocks kaputt gemacht wird. Klaus Wowereit hat sich eingeschaltet, ein Investor will zumindest mal reden, ein Bezirksbürgermeister retten, was zu retten ist. Wie? Gibt es Fortschritte? Ein Staatsgeheimnis.

"Wir führen vertrauliche Gespräche", hieß es am Dienstag, und dass die Verhandlungen um die East Side Gallery in Händen des Regierenden Bürgermeisters lägen. Wowereit will am ehemaligen Todesstreifen an der Spree zwar keine Neubauten verhindern, wohl aber, dass die East Side Gallery zerstört wird. Die Freiluftgalerie wurde nach der Wende bemalt, die Grundstücke dahinter sind verkauft, so wollten es Senat und Bezirk. Über Jahre siedelten sich Clubs an. Investor Maik Uwe Hinkel will nun ein vierzehnstöckiges Haus bauen und ließ auf Betreiben des Bezirks ein erstes Mauerstück entfernen.

Wer ist schuld am Loch im Denkmal?

Die Aufregung war groß, und in Berlin will jetzt keiner schuld sein an dem Loch im Denkmal. Fieberhaft wird eine Lösung gesucht. Genauer gesagt: Alle demonstrieren die Bereitschaft, ein Lösung zu finden. Tatsächlich haben sich die Positionen kaum angenähert. Zum einen ist da der grüne Bezirksbürgermeister Franz Schulz, der den jüngsten Mauerdurchbruch an der East Side Gallery zwar veranlasst hat, inzwischen aber für einen Fehler hält.

Die Mauer soll geflickt und Investor Hinkel dazu bewegt werden, sein Grundstück über ein Nachbargrundstück anzufahren. Diesen Kompromiss will Wowereit einfädeln, mit Hinkel und einer Baugruppe aus Israel. Ob das gelingt, ist ungewiss. Die Verhandlungen, heißt es, seien "schwierig". Hinkel könnte doch anderswo bauen, an der nahen Schillingbrücke etwa. Das brachte eine Grünen-Politikerin ins Gespräch - bevor man sie daran erinnerte, dass die Grünen das Grundstück schon dem beliebten Yaam-Club versprochen haben, der anderswo weichen muss. Auch der Senat gedenkt kein Grundstück zu spendieren, um dem Bezirk aus der Zwickmühle zu helfen.

Bleibt Investor Hinkel, der Gesprächsbereitschaft signalisiert, dann aber bei jedem Vorschlag Bedenken anmeldet. Er wirke "flatterig", heißt es in Verhandlungskreisen. So sagte Hinkel, die Zufahrt über ein Nachbargrundstück sei denkbar - womöglich reiche aber der Platz nicht. Eine Umzug auf ein anderes Grundstück koste Zeit und Geld, es gebe auch gar kein Alternativgrundstück, sagt sein Sprecher: "Der Senat hat uns nichts angeboten." 20 der 36 Apartments in Hinkels Wohnturm seien verkauft. "Unsere Käufer kaufen sehr ausgewählt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine anderer Standort da überall auf Verständnis stößt." Zudem wolle man keinen Club wie das Yaam verdrängen. "Wir sehen das sehr, sehr kritisch." Aber diskutieren, doch, das wollen alle. Nicht, dass es noch heißt, man habe es nicht alles versucht.

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