Kolumne Phrasenmäher zu "Nichtangriffspakt":Furcht vor dem Jogi-Klinsi-Pakt

Jürgen Klinsmann und Joachim Löw als Trainerteam bei der WM 2006 (Foto: dpa)

Auf die "Schande von Gijon" 1982 soll keine "Schande von Recife" folgen, wenn bei der Fußball-WM 2014 Deutschland und die USA aufeinandertreffen. Doch schließen zwei Gegner einen Nichtangriffspakt, bedarf das nicht unbedingt langer Verhandlungen.

Von Christopher Schmidt

Fast mehr als das Ausscheiden fürchtet Deutschland vor dem letzten WM-Vorrundenspiel einen Nichtangriffspakt mit den Vereinigten Staaten, auch Jogi-Klinsi-Pakt genannt.

Die Bild-Zeitung warnt vor einem möglichen Nicht-Angriffs-"Skandal" und erinnert an die "Schande von Gijon" 1982 bei der Weltmeisterschaft in Spanien, als die Deutschen im letzten Gruppenspiel gegen Österreich durch frühzeitige Ergebnisverwaltung, wie Paul Breitner das damals nannte, gleich beiden Mannschaften generös das Weiterkommen sicherten. Der ARD-Reporter verweigerte seinerzeit aus Protest die Kommentierung der zweiten Halbzeit, und sein ORF-Kollege forderte zum Abschalten der Fernsehgeräte auf.

Ein Nichtangriffspakt kann durch vorherige Absprache zustande kommen oder durch situatives Einstellen der Angriffsbemühungen. Bundestrainer Joachim Löw hat die Mannschaft deshalb auf die innovative Taktik umgestellt, zum gegenüberliegenden Tor zu zielen, obwohl es ja genau genommen den anderen gehört, und intensiv das Ablesen der Anzeigetafel auch bei nicht-ruhendem Ball geübt. Die zuletzt angeschlagenen Spieler Sami Khedira und Thomas Müller könnten schon wieder bis drei zählen, heißt es aus dem deutschen Mannschaftsquartier, und also fast ihre volle mentale Leistung abrufen. Und mit Manuel Neuer wurde verabredet, nah am Tor zu bleiben und darauf zu achten, dass entgegenkommende Bälle nicht zwischen die Pfosten geraten, obwohl er uns dadurch als Feldspieler fehlen wird.

Sorgen machen muss man sich dagegen um Jürgen Klinsmann, der am Montag auf die Frage, ob die Gefahr einer Absprache bestehe, sagte: "Wir wollen um jeden Preis weiterkommen!" Das Gerede über einen Nichtangriffspakt ist alles andere als grundlos.

© SZ vom 25.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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