Klassik:Sanfte Stärke

Die weltweit gefragte Solistin Lisa Batiashvili kommt mit Brahms Violinkonzert in die Philharmonie

Lisa Batiashvili könnte überall wohnen: Geboren in Georgien, verheiratet mit einem Franzosen, weltweit als Solistin gefragt. Die Violinistin entschied sich aber für München. Auf ihrer aktuellen Europa-Tournee mit dem Tonhalle-Orchester Zürich unter Lionel Bringuier bringt sie für ihr Heimspiel nun Brahms Violinkonzert mit, das Orchester ergänzt Dvoráks achte Symphonie. Dabei war die Tour eigentlich auf Brahms Doppelkonzert für Violine und Cello ausgerichtet, für München entschied man sich aber für das Violinkonzert.

Doch auch mit diesem Werk kennt Batiashvili sich aus: 2013 spielte sie eine CD mit der Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann ein. Thielemann beeinflusste ihre Interpretation: "Es gab ja früher diese sehr majestätische Art, das Stück zu spielen", sagt sie. Thielemann habe sie angestiftet, rasant durch den ersten und dritten Satz zu kommen. Dabei ist das Werk keinesfalls leicht. "Man merkt wirklich, dass es für sehr männliche und starke Hände geschrieben ist. Es ist eine sanfte Stärke, die man sich erarbeiten muss."

Batiashvili hat früh angefangen, sich diese Stärke anzueignen: Als Kind unterrichtete sie der Vater im georgischen Tiflis, mit zwölf ging sie zur Musikhochschule nach Hamburg, wenig später wechselte sie zur legendären Ana Chumachenco nach München, aus deren Klasse etwa auch Julia Fischer und Arabelle Steinbacher entsprungen sind. Brahms Werke begleiteten sie all die Zeit. Für die Saison 2015/16 ist Lisa Batiashvili Artist in Residence beim Tonhalle-Orchester, die Tournee ist der Abschluss der gemeinsamen Zeit. Chefdirigent ist der 29-jährige Lionel Bringuier. Ein Jungstar, den Batiashvili schätzt. "Er hat etwas Edles an sich und sieht die großen Linien in der Musik", sagt sie. Die Tournee endet im Juni, Batiashvili plant aber bereits nächste Projekte. Etwa die schon begonnene CD-Einspielung mit der Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim, darauf unter anderem das Tschaikowsky-Violinkonzert. Das Werk spielte Batiashvili zum Ukrainischen Unabhängigkeitstag auf dem Maidan. Als ein politisches Zeichen. "Georgien erlebt im Moment sehr viel Veränderung und ich finde es wichtig, dass man auch als außenstehender Georgier sein Statement macht. Die Menschen müssen Unterstützung bekommen, dass eines Tages in diesen Ländern Musik und generell Kunst von der Politik unabhängig sein kann."

Etwa zweimal im Jahr führt es Batiashvili nach Georgien. Zuhause fühlt sie sich jedoch in München, wo sie seit 1994 wohnt, inzwischen mit Mann und Kindern. "Jedes Mal, wenn man auf Reisen ist, ist es schön zurückzukommen und zu sagen: Das ist die Stadt, die mir alles gibt." Und obwohl Batiashvili hier nur selten Konzerte gibt, sagt sie: "In München fehlt ein sehr guter Konzertsaal und ich bin froh, dass es einen neuen geben soll." Sollte dieser einst Realität sein, wäre es schön, die Wahl-Münchnerin hier öfter zu hören.

Lisa Batiashvili, Tonhalle-Orchester Zürich, Dienstag, 19. April, 20 Uhr, Philharmonie im Gasteig

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