Klassik:Lautmalerei mit Star-Solisten

Anne-Sophie Mutter und Daniil Trifonov begleiten das Pittsburgh Symphony Orchestra. Die Solisten brillieren in ihrer Rolle, doch das Orchester präsentierte sich vor allem als lärmende Kurkapelle.

Von Helmut Mauró

Die gute Nachricht: Die Münchner Philharmonie mit knapp 2400 Plätzen war an zwei Abenden ausverkauft. Erstens, weil der Wunderpianist Daniil Trifonov auftrat, zweitens, weil die Geigerin Anne-Sophie Mutter spielte. Die zweite gute Nachricht: Beide Solisten lieferten ein grandioses Konzert. Mutter hat zwar inzwischen eine Technik entwickelt, über sehr schwierige Stellen ein wenig hinwegzuhuschen, aber Antonin Dvoráks a-Moll-Konzert lag bei ihr in besten Händen. Ihr Ton, ihre Grundhaltung den Werken gegenüber, ihre Disziplin und unerschütterliche Geradlinigkeit ist weiterhin bewundernswert. Sie ist momentan dabei, sich - völlig zu Recht - in eine Legenden-Rolle hineinzuspielen.

Trifonov jagte am ersten Abend durch Sergei Rachmaninows Zweites Klavierkonzert, sezierte dabei jeden Takt bis auf die letzte Achtelpause und stellte ihn dann staunend neu und gleichzeitig so vertraut und musikalisch in sich stimmig vor, dass man beinahe vergaß, wie sehr dieses Stück von akkordisch rauem Handwerk geprägt ist und sich weniger oft in pianistisch freundlicheren Ordnungsmustern entfaltet. Nun die dritte gute Nachricht: Ganz am Ende, im zweiten Teil des zweiten Abends, gelangte das Orchester mit Peter Tschaikowskys Sechster Symphonie in die Nähe dessen, was man sich unter dieser Symphonie vorstellen darf. Bis dahin aber gefiel sich das Pittsburgh Symphony Orchestra unter Leitung von Manfred Honeck als lärmende Kurkapelle mit Solistenbegleitung, die keinen Knalleffekt ausließ.

Schon beim ersten Stück, Ludwig van Beethovens Coriolan-Ouvertüre, explodierten Bläser und Pauken wie Granaten, und in Rachmaninows Klavierkonzert folgte ein Klangbombardement, das die pianistische Feinarbeit von Trifonov in Schutt und Asche legte. Natürlich gab es auch Stellen, an denen der Komponist Klavier und Orchester etwas versetzt agieren lässt und man erahnte, wie dieses Stück klingen könnte. Aber die extreme klangliche Schwarz-Weiß-Malerei der technisch auch nicht auf höchster Höhe agierenden Pittsburgher ließ bei aller Anstrengung auch hier keine aus der Musik heraus entfaltete Klangwirkung entstehen, und schon gar nicht so etwas wie Spannung und Gesamtzusammenhang; von Poesie ganz zu schweigen.

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