Klassik:Klarheit und Transzendenz

Klassik: In Grigorij Sokolovs Spiel steckt eine Widerständigkeit, die die allgegenwärtige Glätte der Gegenwart durchbricht.

In Grigorij Sokolovs Spiel steckt eine Widerständigkeit, die die allgegenwärtige Glätte der Gegenwart durchbricht.

(Foto: KD Schmid)

Grigorij Sokolov wird verehrt wie kein anderer Pianist - weil er die Sehnsucht nach dem Unkonsumierbaren stillt. Das zeigte sich jetzt auch bei seinem Münchner Konzert mit Mozart und Beethoven.

Von Michael Stallknecht

Der Flügel steht in einem schmalen Lichtstreifen auf der Bühne, der Rest des Herkulessaals ist vollständig verdunkelt. Das erhöht noch die Aura, die Auftritte von Grigorij Sokolov ohnehin umgibt. Sogar auf Ebay wurden Karten für das Münchner Konzert versteigert, die Veranstalter hätten die Plätze mühelos mehrfach verkaufen können. Dabei kann man Sokolov wahrlich nicht vorwerfen, dass er einen Personenkult befördere. Interviews gibt er keine, auch Studioaufnahmen verweigert er. Erst in den letzten Jahren gibt er zur Freude der Anhänger Livemitschnitte von Konzerten großzügiger frei. Legendär sind die knappen Verbeugungen, mit denen er zum Klavier und wieder zurückeilt. In München lässt er diesmal nicht nur zwischen den einzelnen Sätzen einer Sonate nicht die üblichen Atempausen, auch die beiden Konzerthälften spielt er ohne Beifall durch. Hier gilt's der Kunst, in der ersten Hälfte Wolfgang Amadeus Mozart, in der zweiten Ludwig van Beethoven. So weit, so geradlinig.

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