Klassik:Der Schatzsucher

Sänger, die sich auf den Liedgesang spezialisieren, rechnen nicht mit schnellem Ruhm. Doch Benjamin Appl, Schüler des großen Dietrich Fischer-Dieskau, scheint es zu schaffen - auf dem Umweg über England.

Von Michael Stallknecht

Es war im vergangenen Jahr beim Festival Heidelberger Frühling. Man müsse sich unbedingt diesen jungen Bariton anhören, hatte der Intendant gesagt. Mit Sängern wie ihm gebe es eine begründete Hoffnung für die Zukunft des Liedgesangs. Man bekommt solche Tipps nicht selten als Kritiker. Doch was sich dann an einem verschlafenen Sonntagmorgen in der Alten Aula der Universität zutrug, übertraf tatsächlich alle Erwartungen. Benjamin Appl sang ein äußerst klug durchdachtes Programm zum Thema "Jugend", in dem plötzlich jedes einzelne Wort der alten Vertonungen glaubhaft wurde. Und die Stimme klang wie eine von denen, die man zuletzt bei den großen Alten des Liedgesangs gehört zu haben glaubte: bequem in der Sprechlage liegend und doch zu weichsten Höhen fähig, viril, aber nie machohaft tönend, sensibel, aber nie geschmäcklerisch säuselnd.

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