Klassik:Der heilsame Krake

Klassik: Einer der besten Klangkörper der Welt: das Cleveland Orchestra unter der Leitung des Österreichers Franz Welser-Möst.

Einer der besten Klangkörper der Welt: das Cleveland Orchestra unter der Leitung des Österreichers Franz Welser-Möst.

(Foto: Jennifer Taylor)

Das Cleveland Orchestra ist eines der besten der Welt und verwandelt die Stadt, aus der es kommt, in einen wohlklingenden Traum. Jetzt gibt es zwei Konzerte in Bayern

Von Egbert Tholl

In den späten Sechziger-, den frühen Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts war diese Stadt der Witz Amerikas. Damals brannte in Cleveland der Cuyahoga-River, einfach deshalb, weil der Fluss so irrsinnig verschmutzt war. Die Stadt war am Bodensatz des Niedergangs angekommen, von der hier einst blühenden Stahl- und Autoindustrie waren nur noch kärgliche Reste übrig, Stadtviertel wie etwa das "Slavic Village", wo viele der zuvor noch gut beschäftigten Einwanderer aus Europa lebten, verfielen. Noch heute hängen einige der Veranden hier schief. Aber an einer Reihe glücklicher Tage im Jahr birst das Viertel vor Lebendigkeit und in der Kirche brodelt es. In ihr spielen Musiker des Cleveland Orchestra ein "Neighbourhood Concert". Das heißt: Wenn ihr euch nicht leisten könnt, zu uns zu kommen, dann kommen wir zu euch. Und während die Polonaise aus Tschaikowskis Oper "Eugen Onegin" durch den Sakralbau rauscht, ist der einzige, der ein wenig Wehmut empfindet, der Pfarrer, weil er es schade findet, dass seine Kirche sonntags nie so voll ist. Voll heißt in diesem Fall: überfüllt.

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