Voraussehen konnte man es nicht. Dass Simon Rattle gegen Ende seiner Amtszeit bei den Berliner Philharmonikern noch einmal einen Beethoven-Zyklus aufführen würde, der mit den beiden maßgeblichen und denkbar gegensätzlichsten Versionen des jungen Jahrtausends von Paavo Järvi und Christian Thielemann nicht nur mithalten kann, sondern tatsächlich noch einen neuen Weg beschreitet, einen zutiefst philosophischen - das ist eine schöne Überraschung. Hatten die Apologeten des "deutschen" Klangs ihm nicht immer wieder unterstellt, er könne mit Beethoven nichts anfangen? An fünf aufeinanderfolgenden Abenden hat er solchen Einwänden jetzt endgültig den Boden entzogen.
Klassik:Alle Menschen werden Brüder
Ein Beethoven-Zyklus der Berliner Philharmoniker hat immer die Aura eines historischen Ereignisses. Der nun von Simon Rattle dirigierte ist nicht nur erstklassig - er geht tatsächlich auch einen neuen Weg.
Von Simon Tönies
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