Kinostarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Waffenhandel als Party und Abenteuer? Kein Problem, wenn der Regisseur Todd Phillips heißt. Der ist seit "Hangover" Experte für irrwitzigen Schabernack. Die Filmstarts der Woche.

Von den SZ-Filmkritikern

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Findet Dorie

FINDING DORY; Findet Dori

Quelle: Pixar; © The Walt Disney Company France

Zwei, drei Sätze, schon verliert die blaue Dorie den Faden, weiß nicht mehr, worum es eigentlich geht.. Man kennt die Fisch-Lady mit dem Gedächtnisproblem aus dem Pixar-Animationsklassiker "Findet Nemo" von 2003. Andrew Stanton und Angus MacLane haben Dorie nun auf die Suche nach ihren Eltern geschickt, durch eine Menge wilder Action, die sie mit dem knurrigen Oktopus Hank meistert. Die schöne Meeresmelancholie wird aber dabei ein wenig an den Rand drückt. (Lesen Sie hier eine ausführliche Filmkritik.)

Fritz Göttler

2 / 11

The Fourth Phase

The Fourth Phase

Quelle: © Tim McKenna / Red Bull Content Pool

Was die typische Red-Bull-Doku so verlangt: aufwendige Naturbilder, esoterische Sprüche, dazu Sport, der vom Spaß zum tollkühnen Wagnis wird. Hier begleitet Jon Klaczkiewicz den Snowboarder Travis Rice samt Kollegen. Sie fahren möglichst unberührte Steilhänge runter, und obwohl diese in Wyoming, Japan oder Alaska gelegen sind, ist das auf Dauer etwas repetitiv. Für Snowboarder allerdings sicher eine Inspiration.

Doris Kuhn

3 / 11

Frantz

"Frantz" im Kino

Quelle: dpa

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs trauert Anna um ihren gefallenen Verlobten Frantz, aber auch ein Fremder aus Frankreich scheint am Grab von Gefühlen überwältigt zu werden. War er ein Liebhaber des Toten, vor dem Krieg in Paris? François Ozon filmt zum Großteil in SchwarzWeiß, beschwört die Eleganz des klassischen Suspense-Kinos. Deutsch-französische Annäherung steht gegen bedrohlichen Nationalismus, aber Ozon ist das Begehren wichtiger - und die Schönheit der wunderbar inszenierten Paula Beer. (Sehen Sie hier eine ausführliche Filmkritik)

Tobias Kniebe

4 / 11

The Infiltrator

The Infiltrator

Quelle: Liam Daniel; © ARP Sélection

Warum empfindet man als Zuschauer tiefe Befriedigung, wenn der Schauspieler Bryan Cranston in tödlicher Gefahr gequält wird? Allen Kennern der bahnbrechenden TV-Serie Breaking Bad ist die Antwort klar: Weil man in seinem zerfurchten Gesicht so wunderbar ablesen kann, wie sein Gehirn Lösungen, Ausflüchte, Lügen und Überlebensstrategien entwickelt. In Brad Furmans Thriller darf er das als Undercover-Agent im Einsatz gegen Kokainkartelle wieder tun. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, die aber leider nicht ganz an den Breaking Bad-Wahnsinn heranreicht.

Tobias Kniebe

5 / 11

Kommen Rührgeräte in den Himmel?

Kommen Rührgeräte in den Himmel

Quelle: © GMfilms

Es ist der Beginn einer großen Liebe: Eine junge Frau findet auf dem Flohmarkt ein altes Rührgerät aus der DDR. Weil es immer noch funktioniert, macht sie sich auf die Reise zu den Menschen, die es hergestellt haben. Der Dokumentarfilm von Reinhard Günzler fragt, wie die Gesellschaft heute zu den Dingen steht, die sie herstellt - nur, um sie bald wieder wegzuwerfen

Kathleen Hildebrand

6 / 11

Die letzte Sau

Die letzte Sau

Quelle: © drei-freunde Filmverleih 2016 / Fotograf: Andreas Steffan

Rebellischsein als wirres Gefuchtel und Gaga-Comedy. Mit Gesangseinlagen, Kriegsbemalung und der herzigen Sau im Motorrad-Beiwagen lässt Regisseur Aron Lehmann seinen ruinierten Schweinebauern Huber (Golo Euler) über Deutschlands Landstraßen tuckern. Als Möchtegern-Rebell gegen die Agrarindustrie stellt er ihn mit diversen Schicksalsgenossen in eine Galerie der Durchgeknallten und Infantil-Komiker.

Rainer Gansera

7 / 11

Mali Blues

Kinostart - 'Mali Blues'

Quelle: dpa

Roger Willemsen hat das arme westafrikanische Land Mali einmal eine "musikalische Großmacht" genannt - hier liegt der Urgrund von Jazz und Blues, und Mali-Sounds elektrisieren bis heute ein weltweites Publikum. Diese Doku liefert die Bilder dazu. Der Berliner Filmemacher Lutz Gregor kommt den malischen Musikern und ihrem Überleben zwischen Tradition und Erneuerung, Verfolgung durch Islamisten und gesellschaftlicher Mission sehr nah. In der Hauptrolle: Sängerin und Songwriterin Fatoumata Diawara.

Jonathan Fischer

8 / 11

Mit dem Herz durch die Wand

Mit dem Herz durch die Wand

Quelle: Picasa; © Paramount

Eine Pianistin zieht neben einen Erfinder. Die Pariser Wohnungen sind so hellhörig, dass beide jedes Geräusch vom anderen mitkriegen. Bald plaudern sie durch die Wand, darüber verlieben sie sich - aber sie halten das Inkognito aufrecht. Clovis Cornillac spielt mit der Idee, dass eine Liebe sich nur an Worten entzündet. Charmanter Ansatz, der erst spät gegen die Sehnsucht nach den vier anderen Sinnen verliert.

Doris Kuhn

9 / 11

Nebel im August

Kinostart - 'Nebel im August'

Quelle: dpa

Tabuthema Euthanasie. Der Film zeigt, wie die "Vernichtung lebensunwerten Lebens" 1942 in einer süddeutschen Nervenheilanstalt exekutiert wurde. Dramatisch und beklemmend erzählt der Regisseur Kai Wessel aus der Perspektive eines 13-jährigen Jungen (Ivo Pietzcker). Die Jugendlichen sind lebendig gezeichnet, während die Erwachsenen, etwa der monströse Chefarzt (Sebastian Koch) und seine Gegenspielerin (Fritzi Haberlandt), eher schematische Figuren bleiben.

Rainer Gansera

10 / 11

Raving Iran

Raving Iran

Quelle: © Rise and Shine Cinema

Elektronische Musik ist im Iran verboten, und geheime Rave-Partys erst recht. Die deutsche Dokumentarfilmerin Susanne Meures hat trotzdem zwei junge iranische Techno-DJs durch die Teheraner Undergroundszene begleitet - und erstaunliches Filmmaterial aus dem Land geschmuggelt. Schizophrene Klaustrophobie gepaart mit der Perspektivlosigkeit einer westlich-orientierten Generation in einem totalitären Regime - ihr spannender Film wirft große Fragen auf, besonders als die Protagonisten dann zu einem Festival in die Schweiz eingeladen werden.

Anna Steinbauer

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War Dogs

War Dogs

Quelle: Courtesy of Warner Bros. Picture

Wie man mit ernsten Themen irrwitzigen Schabernack treibt, hat Todd Phillips bereits in "Hangover" und "Due Date" vorgeführt. Jetzt weitet er seine Perspektive ins Weltpolitische: Der Waffenhandel als Party und Abenteuer für zwei findige Jungunternehmer, die es so in der Bush-Ära tatsächlich gegeben hat. Zwischen jugendlicher Naivität und krimineller Skrupellosigkeit kokettieren Jonah Hill und Miles Teller mit den großen Kino-Mafiosi von de Palma und Scorsese, bis einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

Anke Sterneborg

© SZ vom 29.09.2016/sars
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