Kinostarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"Victoria & Abdul" offenbart die verborgenen menschlichen Seiten einer Queen. Und "Cars 3: Evolution" lässt Pixar-Animationen in neuem Glanz erstrahlen.

Von den SZ-Kinokritikern

Es

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(Foto: Marco Grob/dpa)

Das Erwachen der Pubertät haben schon viele als Albtraum erzählt, aber kaum jemand so meisterlich wie Stephen King in seinem Mammut-Roman "Es". Andy Muschietti adaptiert die erste Hälfte des Buchs über sieben Kinder, die in einer amerikanischen Kleinstadt ums Überleben kämpfen - gegen einen bösen Clown, gegen die ignorante Erwachsenenwelt - als Horrormärchen, das die Realität nie ganz verlässt. American Gothic für Fans wie Neueinsteiger.

Rock My Heart

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(Foto: Bernd Spauke; Wild Bunch Germany / Bernd Spauke)

Als Cocktail aus Krankheitsdrama, Pferdeflüsterei und Teenieabenteuer mixt Regisseur Hanno Olderdissen (Familie verpflichtet) seine Herz-Schmerz-Saga von der schwer herzkranken, siebzehnjährigen Jana, die sich mit dem sensiblen Titelhelden (Vollbluthengst) prima versteht und ihr Leben bei einem Galopprennen riskiert, damit ihr netter Ex-Pferdetrainer seine Schulden bezahlen kann. Dieter Hallervorden und Lena Klenke erfreuen als sympathisches Darstellerduo, können die Story aber nicht aus ihrem Rührseligskeits-Overkill erlösen.

Stromaufwärts

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(Foto: Peripher Filmverleih)

In Marion Hänsels schönem Film unternehmen zwei wortkarge Halbbrüder (gespielt von Oliver Gourmet und Sergi López) nach dem Tod ihres Vaters eine Bootsfahrt auf einem Fluss in Kroatien, um herauszufinden, warum der Vater starb, der hier lebte - und um sich kennenzulernen. Der Weg lässt sie ihr Gespräch abwechselnd unterbrechen und fortsetzen, so dass die sommerliche Natur zur Kulisse eines intimen Kammerspiels wird.

Victoria & Abdul

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(Foto: Peter Mountain; Focus Features / Peter Mountain)

Das vertrauliche Vornamen-Duett verschleiert, dass es sich hier immerhin um die Queen handelt. Doch genau das ist die Essenz der platonischen, aber doch intimen Romanze, die Stephen Frears hier nacherzählt. Zum zweiten Mal nach The Queen legt er die verborgen menschlichen Seiten einer britischen Regentin frei. Und Judi Dench, spätestens seit Ihre Majestät Mrs. Brown in royaler Attitüde geübt, hat ein spürbar subversives Vergnügen dabei, ihre adlige und politische Entourage mit der provokanten Vertrautheit zu einem einfachen, indischen Buchhalter (Ali Fazal) zu düpieren.

Mein Leben - ein Tanz

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(Foto: Temperclayfilm)

Schade, dass Regisseurin Lucija Stojevic ihr Portrait der Flamencotänzerin La Chana fernsehformatig aufs Private verengt und keinen Blick in den zeitgeschichtlichen Horizont wagt. Dennoch gelingen ihr faszinierende Spannungsbögen: wenn sich La Chana erinnert, wie sie ihre Passion gegen die Dreinreden von Vater und Ehemann verteidigen musste. Oder wenn sich in Archivaufnahmen die explosive Wildheit ihres Tanzstils offenbart: ein loderndes Feuer, das die heute 72-Jährige immer noch entfachen kann.

Falten

6 / 9
(Foto: Häselbarth Pictures GmbH)

Das Thema ist alles andere als sexy, aber wer lange genug durchhält, kann ihm irgendwann nicht mehr aus dem Weg gehen: Ums Älterwerden und Altsein geht es in dieser Doku, die den sogenannten Ruhestand allerdings mit sehr viel Leben zu füllen weiß. Die Menschen, die Silvia Häselbarth porträtiert, haben - auch dank ihres Alters - viel erlebt und viel zu erzählen. Dass es - Vorsicht: Schreckwort! - um Senioren geht, hat man irgendwann fast vergessen. Es sind sympathische, faszinierende Menschen, die der Film vorstellt: Sie sollten sie kennenlernen!

Conny Plan: The Potential of Noise

7 / 9
(Foto: Salzgeber & Co. Medien GmbH)

In den Siebziger- und Achtzigerjahren war Conny Plank der unkonventionellste und wichtigste Musikproduzent Deutschlands. Im Studio mit Neu!, Kraftwerk, Can oder Eurythmics dachte er Popmusik neu und für die nächste Generation den Techno vor. Er starb 1987. Zusammen mit dem Dokumentarfilmer Reto Caduff macht sich Sohn Stephan nun auf die Suche nach seinem Vater - in den Geschichten alter Weggefährten. Die sprechen dem Sohn gegenüber viel persönlicher über ihre Erinnerungen als die üblichen Talking Heads in Musikdokus. Eine intime, biografische Annäherung an den sagenumwobenen Klanggestalter, der in jedem Geräusch Musik hörte.

Cars 3: Evolution

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(Foto: Pixar; Disney•Pixar)

Der kleine, rote Flitzer Lightning McQueen (im Original gesprochen von Owen Wilson, in der deutschen Fassung von Daniel Brühl) will sich von den Nachwuchsstars nicht verdrängen lassen und setzt noch mal alles auf eine Karte. Es geht um den Triumph nostalgischer Vintage-Werte gegen die seelenlosen Technik-Freaks. Das gilt nicht nur für die Autos, sondern auch für den Film selbst. Denn in seinem Regiedebüt lässt Brian Fee (der als Storyboard- Artist schon an Pixar-Klassikern wie Wall-E und Ratatouille beteiligt war) auch den unter Disney-Führung verblassten Glanz der Pixar-Animationen neu aufleben.

Die beste aller Welten

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(Foto: RitzlFilm)

Es gibt zwei Arten von Leuten, erklärt Helga ihrem siebenjährigen Sohn: Untote und Abenteurer. Untote tun, was man ihnen sagt; in den Adern der Abenteurer hingegen fließt ein Zaubertrank. Man kocht ihn auf einem Löffel auf. Diese autobiografische Geschichte der Liebe eines Jungen zu seiner suchtkranken Mutter hat der Österreicher Adrian Goiginger wunderbar inszeniert, auch das Schauspiel der beiden Hauptdarsteller ist toll. Schwere Kost, aber man fühlt sich danach leichter. Mit anderen Worten: Richtig gutes Kino.

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