Kinostarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"Radiance" ist eine wunderschöne Meditation über die Kraft der Bilder. "Logan Lucky" von Steven Soderbergh erzählt eine sehr komische Gangstergeschichte aus einem vergessenen Amerika.

1 / 10

Logan Lucky

LOGAN LUCKY; Logan Lucky

Quelle: Fingerprint Releasing/Studiocanal

Ein Heist-Movie aus dem vergessenen Amerika: Ein Geschwister-Trio (Channing Tatum, Adam Driver und Riley Keough) hat eine originelle Idee für einen Raubzug - sie wollen während eines Nascar-Rennens all die kleinen Dollarnoten klauen, die man dort den Besuchern aus der Tasche zieht. Dabei helfen soll ein Safeknacker (Daniel Craig), den sie erst einmal aus dem Knast holen müssen. Wie sie ihn da wieder reinkriegen, wie der eigentliche Raub funktioniert - das hat Steven Soderbergh so perfekt und komisch inszeniert wie Ocean's Eleven, bloß eben vor einem ärmlichen Südstaaten-Hintergrund.

Susan Vahabzadeh

2 / 10

The End of Meat

The End of Meat

Quelle: mindjazz pictures

Die Schlachter sind empört: Die Polizisten haben die entlaufene Kuh einfach erschossen. So könne man mit einem Tier doch nicht umgehen, schimpfen sie in der Mittagspause, bevor es zurück an die Arbeit an der Schlachtstraße geht. Regisseur Marc Pierschel sammelte solche Anekdoten, besuchte Bauernhöfe, auf denen Tiere keinen Zweck erfüllen müssen, und eine indische Stadt, in der kein Fleisch verkauft werden darf. Er sprach mit Aktivisten, die für Tierrechte eintreten, Wissenschaftlern, die hochrechnen, wie viel sauberer und gesünder eine Welt ohne Fleisch sein könnte, und Unternehmern, die an Fleisch-Ersatz arbeiten. Viele Probleme, viele Lösungsideen. Was die Episoden miteinander zu tun haben, ist aber oft unklar, und die Vision von einer fleischlosen Welt bleibt vage.<NM1>Ein filmisches Wagnis, weitab vom Mainstream.

Nicolas Freund

3 / 10

High Society

Kinostart - 'High Society - Gegensätze ziehen sich an'

Quelle: dpa

Zwei Babys werden nach der Geburt vertauscht, 25 Jahre später fliegt der Irrtum auf. Ein armes Mädchen gehört ab jetzt zur reichen Familie, die reiche Tochter muss in den Plattenbau. Von da an lernt die eine Designernamen, die andere geht als Putzfrau raus. Sehr alte Komödienidee, von Anika Decker hart am Klischee aufbereitet, dank der durchgeknallten Prekariatsfamilie aber phasenweise erstaunlich lustig.

Doris Kuhn

4 / 10

Mother!

-

Quelle: Niko Tavernise/AP

Klopfende Wände, Blut sickert durchs Parkett, ein Spukhaus-Film! Aber halt, darum geht es nicht, viel wichtiger ist das Ehedrama zwischen Javier Bardem und Jennifer Lawrence. Aber nein, es ist eine Künstlerparabel, über Wut und Begehren und den kreativen Schöpfungsakt. Oder beginnt jetzt der Terror einer "Home Invasion"? Darren Aronofsky mischt die Genres und Klischees so lange, bis man keine Ahnung mehr hat, worauf er hinauswill. Aber das ist gut so - und im letzten Drittel schlägt er erst richtig zu. Eine absolut irrwitzige, tiefschwarze Tour de Force.

Tobias Kniebe

5 / 10

Mr. Long

Mr. Long

Quelle: Rapid Eye Movies

Sabu erzählt in seiner Mischung aus Tragikomödie und Gangsterfilm von einem taiwanesischen Auftragskiller (Chang Chen), der sich in einem Slum in Japan mit einem Jungen anfreundet und ein gefeierter Koch wird. Ein Lichtblick des diesjährigen Berlinale-Wettbewerbs, den man sich nicht mit leerem Magen anschauen sollte, da man riskiert, mitten im Film zum nächsten Ramen-Restaurant zu rennen.

Philipp Stadelmaier

6 / 10

Wie die Mutter, so die Tochter

Kinostart - 'Wie die Mutter, so die Tochter'

Quelle: dpa

Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sich die geschiedene, arbeitslose Mutter, die im Haushalt ihrer Tochter lebt, wie eine Spätpubertierende verhält. Dann wird sie, zwei Monate nach der Tochter, auch noch schwanger. Generationenkonflikt mit vertauschten Rollen, zugespitzt mit dem Motiv der Spätgebärenden und nach "Das unerwartete Glück der Familie Payan" binnen kürzester Zeit schon der zweite Film über späte Mutterschaft. Doch statt Geschichte und Figuren ernsthaft auszuloten, lässt Noemie Saglio sie oberflächlich und albern in alle Richtungen wuchern. Hinreißend aber ist, wie vergnügt Juliette Binoche, kaugummikauend und mit wehenden Locken, diese späte Jugend auslebt.

Anke Sterneborg

7 / 10

Radiance

Radiance

Quelle: Concorde Filmverleih GmbH

Gute Filme öffnen uns die Augen, zauberkräftige aber können uns ganz neue Augen einsetzen - und das gelingt der japanischen Regisseurin Naomi Kawase mit ihrer Meditation über die Schönheit der Welt und die Kraft der Bilder. Sie erzählt von der Begegnung der bildschönen Misako (Ayame Misaki) mit einem Fotografen (Masatoshi Nagase), der allmählich sein Augenlicht verliert. Und wir verstehen, warum Verbitterung die falsche Antwort auf Schicksalstragik ist.

Rainer Gansera

8 / 10

Porto

Porto

Quelle: Double Play Films/Lucie Lucas

Gabe Klinger erzählt in seinem großartigen Spielfilmdebüt von der Liebesgeschichte zwischen Jake (Anton Yelchin, erst kürzlich tragisch verunfallt) und Maki (Lucie Lucas), die nur in einer einzigen Nacht stattfindet. Alles ist schon von Anfang an vorbei, es geht um Melancholie und Erinnerung, was sehr an "Before Sunrise" von Richard Linklater erinnert: Diese Nacht enthält die Liebe eines Lebens - und war doch nur eine flüchtige Episode.

Philipp Stadelmaier

9 / 10

Das Löwenmädchen

Kinostart - 'Das Löwenmädchen'

Quelle: dpa

In einer norwegischen Puppenstuben-Kleinstadt wird ein Mädchen geboren, dem am ganzen Körper Haare wachsen. Das sieht dank tollen Make-ups sehr überzeugend aus. Nur leider ist der Film nach einem Roman von Erik Fosnes Hansen furchtbar träge erzählt und wenig überraschend, weil man Außenseiter-Kindheiten wie diese einfach schon so wahnsinnig oft gesehen hat. Den interessanteren Teil von Eva Arcanders Leben - sie wird Mathematik-Professorin an der Sorbonne - durchrast Regisseurin Vibeke Idsøe dann hingegen viel zu schnell.

Kathleen Hildebrand

10 / 10

Die Wunde

Die Wunde

Quelle: Pyramide Distribution

Zum Ende der Adoleszenz werden die Söhne der Xhosa traditionell beschnitten, anschließend leben sie mit ein paar Betreuern eine Weile im Busch. Zu so einer Initiation muss auch ein Teenager aus der Großstadt, der Zündstoff in eine heimliche homosexuelle Beziehung bringt. John Trengoves Drama zeigt Südafrika zwischen Männerriten und Smartphone, aber das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung liegt noch fern.

Doris Kuhn

© SZ.de/jbee
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