Kinostarts der Woche:Mordphantasien aus dem Goldfischglas

In "The Voices" lässt sich Ryan Reynolds von Haustieren zum Töten überreden. Und Clint Eastwoods Sohn gibt in "Kein Ort ohne Dich" einen verliebten Rodeoreiter. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Der 8. Kontinent

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(Foto: Rekord Film-Vertriebs GmbH & Co. KG)

Jules Verne als deutscher Backpacker-Low Budget-Film: Um den letzten Wunsch der verstorbenen Mutter (Cosma Shiva Hagen) zu erfüllen, reist eine junge Studentin einmal rund um den Erdball. Serdar Dogans gelingt mit seinem Crowdfunding-Film kein großer Wurf im Stile deutsch-türkischer Kollegen wie Fatih Akin oder Bora Dagtekin, aber eine kleine hübsche, Reisegeschichte, die in ihren schönsten Momenten eher Doku als Melodram ist.

An den Ufern der heiligen Flüsse

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(Foto: Films / Jungle Book Entertainment / Virginie Films)

Die Kumbh Mela in Indien ist das größte religiöse Fest der Welt. Alle 12 Jahre pilgern zig Millionen Menschen an den Zusammenfluss von Ganges und Yamuna, um ein ´heiliges Bad´ zu nehmen. Der indische Regisseur Pan Nalin erzählt von der verbindenden Kraft des Glaubens, von Mönchen, Yogis und Asketen, die dem Weltlichen entsagt haben, aber durchaus mal ein ausgesetzes Baby liebevoll aufziehen. Ein Strom von Bildern und Geschichten - bunt, fremd, monumental.

Eden

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(Foto: Ad Vitam)

Jungsein ist kein Beruf mit viel Zukunft. Mia Hansen-Love folgt dem Aufstieg und Fall eines DJs in Paris, der im Schatten von Daft Punkt ein paar Jahre lang angesagt ist in den Nachtclubs - und dann plötzlich zu alt ist für sein Leben und zu deprimiert, um ein neues anzufangen. Schönes Porträt, aber manchmal etwas langatmig.

Fassbinder

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(Foto: Rainer Werner Fassbinder Foundation)

In ihrer Dokumentation interessiert sich Annekatrin Hendel viel für Rainer Werner Fassbinder und sehr wenig für seine Filme, die auf eine Illustration seines Lebens reduziert werden. Dazu erzählen Kollegen und Weggefährten die alten, bekannten Geschichten vom verehrten, aber sadistischen Genie im Arbeits- und Drogenrausch, von devoter Abhängigkeit und Vasallentreue seiner Truppe. Also nichts Neues.

Die Gärtnerin von Versailles

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(Foto: Alex Bailey; Metropolitan FilmExport)

Das Kino als Traummaschine - so wie die fiktive Landschaftsgärtnerin Sabine de Barra die perfekten Symmetrien barocker Landschaftsarchitektur mit natürlichem Wildwuchs aufbricht, pflanzt auch Regisseur Alan Rickman in den Grenzen der Historie eine ganz moderne Liebesgeschichte. Das kleine Chaos des Originaltitels breitet sich dabei nicht nur zwischen Klassen und Geschlechtern bei Hofe aus, sondern auch in den Herzen der Helden, die vom belgischen Shooting Star Matthias Schoenaerts und Kate Winslet in Schwingung versetzt werden, neben Rickman als Sonnenkönig und Stanley Tucci als Duc d'Orleans.

The Gunman

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(Foto: Studio Canal)

Was zur Hölle hat den großen Sean Penn (zwei Oscars, tadelloser Ruf) geritten, es mit Mitte fünfzig noch einmal als muskelbepackte Killermaschine zu versuchen? Offenbar das Vorbild Liam Neeson, der seit "Taken" mit dieser Nummer steinreich wurde. Also hat "Taken"-Regisseur Pierrre Morel nun diese lachhafte Egonummer rund um Sean Penns neu antrainierten Killerbody inszeniert - ein Totaldesaster und ein Superflop dazu. Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

Kein Ort ohne dich

7 / 9
(Foto: Twentieth Century Fox)

Ein junger Rodeo-Bullenreiter und eine Studentin der modernen Kunst, ein jüdisches Liebespaar, aus Europa geflohen, dem der Kinderwunsch sich nicht erfüllen mag ... Das Melodram bringt alles zusammen, das von Nicholas Sparks' Romanen inspirierte zumal. Wir müssen dann schauen, bis wie weit wir uns zu Tränen rühren lassen. George Tillman Jr. widmet in seinem Film dem Genre eine Hommage, die bis in die Kinofrühzeit zurückgeht, er lässt die Nachfahren von Charlie Chaplin und John Huston spielen und den Sohn von Clint Eastwood.

TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest

8 / 9
(Foto: Walt Disney Studios)

Im idyllischen Feental erwacht ein Zottelmonster und versetzt alle in Angst und Schrecken - bis auf eine mutige Fee, die das Gute im grummelnden Zottelmonster sieht. Den Bechdel-Test würde dieser charmant animierte Kinderfilm von Steve Loter mit seiner ausschließlich weiblichen Feen-Besetzung sofort bestehen. Auch wenn die geflügelten Damen ein bisschen zu ungebrochen dem Schönheitsideal entsprechen.

The Voices

9 / 9
(Foto: Ascot Elite Entertainment Group)

Irrsinn von Innen - Marjane Satrapi wirft einen Blick in die Seele eines gestörten Lagerarbeiters (Ryan Reynolds) und sieht ihm mit einem Augenzwinkern dabei zu, wie er sich von seinen Haustieren in eine Mordserie hineinreden lässt. Wie die Welt sich ändert, wenn er seine Medikamente nicht nimmt, das ist ganz spannend - zu ihrer Hochform von "Persepolis" findet Satrapi aber nicht zurück.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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