Kino:Wackere Gewinner

Filmfest-München: Publikumspreis

Ein glücklicher Gewinner aus jüngster Zeit: Regisseur Oliver Haffner wurde 2018 für seinen Film "Wackersdorf" mit dem Publikumspreis geehrt.

(Foto: Ursula Düren/dpa)

SZ-Publikumspreise und Zahlen: Das Filmfest zieht Bilanz

Von Bernhard Blöchl

Am Ende wurde es noch einmal politisch. Schon in den Tagen vor dem Filmfest hatte es ja mächtig gesödert, woraufhin auch Hans-Georg Küppers austeilte und dem Ministerpräsidenten (CSU) bei der Eröffnungsgala als Kulturreferent der Stadt (SPD) sozusagen die Leviten las. Bei der Abschlussgala dieser 36. Festivalausgabe nutzte nun der Regisseur Oliver Haffner die Gunst der medienwirksamen Stunde, um für Zivilcourage und Widerstand zu werben. Sein Politkrimi "Wackersdorf" ist einer der Gewinner des Filmfests; Haffner wurde mit dem Publikumspreis von Baye rn 2 und Süddeutscher Zeitung ausgezeichnet, weil sein Beitrag die meisten Online-Stimmen der Besucher erhalten hat. "Ich hoffe", sagte Haffner im Carl-Orff-Saal über seinen Film, "er ist für uns alle eine Inspiration für Mut und Engagement in diesen doch sehr verschwurbelten, schwierigen Zeiten." Er solle Mut machen, "dass wir unsere Welt wieder in die Hand nehmen und dass wir unsere Gesellschaft, in der wir leben, lustvoll gestalten und nicht den populistischen Idioten überlassen".

In "Wackersdorf", an dem der Münchner sieben Jahre lang gearbeitet hat, wird der Kampf der Aktivisten gegen den Bau der Wiederaufbereitungsanlage im Landkreis Schwandorf erzählt, der in den Achtzigerjahren bundesweit für Aufsehen sorgte. Der Spielfilm, besetzt unter anderen mit Johannes Zeiler, Anna Maria Sturm, Fabian Hinrichs und Sigi Zimmerschied, lief als Weltpremiere in der Reihe "Neues deutsches Kino" und startet am 20. September regulär in den Lichtspielhäusern.

Für Oliver Haffner, Jahrgang 1974, ist es bereits der zweite Publikumspreis beim Filmfest München. Seine Sozialkomödie "Ein Geschenk der Götter" kam vor vier Jahren bei den Zuschauern ebenfalls am besten an. "Dieser Preis ist der beste", sagte der Absolvent der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) beim Empfang nach der Ehrung. "Er ist der demokratischste und hilft ungemein." Im vergangenen Jahr war der Musikdokumentarfilm "Immer noch jung - 15 Jahre Killerpilze" ausgezeichnet worden. Den Publikumspreis gibt es seit 2004, seit 2016 wird er gemeinsam von Bayern 2 und Süddeutscher Zeitung verliehen. Zum ersten Mal hat SZ Familie den Publikumspreis des Kinderfilmfests präsentiert: Die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung ging an die niederländische Fashion-Komödie "100 % Coco".

Die Hauptpreise des Festivals wurden, wie der Publikumspreis auch, bei der "Award Ceremony" im Gasteig verliehen. Ausgezeichnet wurden "Shoplifters" von Hirokazu Kore-eda (Arri-Osram-Award) und "Border" von Ali Abbasi (Cinevision Award). Ein Mehrfach-Gewinner ist der deutsche Spielfilm "Alles ist gut": Die junge Regisseurin Eva Trobisch erhielt im Carl-Orff-Saal den Fipresci-Preis der internationalen Filmkritik; einen Tag zuvor gab es für das eindringliche Vergewaltigungs-Drama bereits den Förderpreis Neues deutsches Kino, in den Kategorien Regie und Schauspiel (Aenne Schwarz).

Insgesamt kamen laut Veranstalter etwa 80 000 Besucher (Vorjahr: 81 500). "Das Filmfest München war auch dieses Jahr wieder ein großer Erfolg", resümierte Chefin Diana Iljine. Im Hinblick auf die von Markus Söder zugesagte Budgeterhöhung sagte sie: "Dass wir nun die Chance haben, das Filmfest in den kommenden Jahren weiter zu entwickeln und neu zu positionieren, ist eine Herausforderung, die wir gerne annehmen und auf die mein Team und ich uns sehr freuen."

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