Kino:Totgelöffelt

Film American Ultra

Das übliche Bumm-Bumm: Jesse Eisenberg als Killermaschine.

(Foto: Concorde)

Der Regisseur Nima Nourizadeh versucht sich in "American Ultra" am Kifferklamauk. Sein Held ist extrem lethargisch - und ein vorbildlicher Killer.

Von David Steinitz

Als sublimiertes Abfallprodukt des Superheldenwahns in Hollywood treten die Superkräfte zutage, die in diesem Film zum Einsatz kommen: Sie funktionieren einen Suppenlöffel sehr professionell zu einer Mordwaffe um.

Der junge Kiffer Mike (Jesse Eisenberg) fristet ein tristes Kleinstadtdasein. Er würde gern hinaus in die große weite Welt, ist aber meist viel zu stoned, um irgendetwas in seinem Leben auf die Reihe zu kriegen. Als eines Nachts zwei große Kerle auf dem Parkplatz des Supermarkts, in dem er jobbt, über ihn herfallen wollen, entwickelt der professionelle Lethargiker plötzlich erstaunliche Selbstverteidigungsqualitäten. Mit einem Becher Instant-Nudeln und eben jenem Suppenlöffel erledigt er die kräftigen Angreifer in einem einzigen, blutigen Streich.

"American Ultra" ist eine brutale Parodie jener übermenschlichen Kräfte, die das US-Kino seit knapp einem Jahrzehnt am Fließband fertigt und Fortsetzung für Fortsetzung aufs Publikum loslässt. Mike und seine Freundin Phoebe (Kristen Stewart) finden nach dem Löffelmord heraus, dass sie Teil eines schief gegangenen CIA-Experiments sind: Der Geheimdienst hatte Mike einst als Killermaschine gezüchtet und ihm dann seine Erinnerung gelöscht. Jetzt will die CIA ihn vorsichtshalber beseitigen. Die ganze Kleinstadt wird für diesen sinistren Plan abgeriegelt und in eine Kampfzone verwandelt, mit dem üblichen Bumm-Bumm und circa drei anständigen Stoner-Witzen.

Ein herrliches Sujet fürs Kino - hier aber eine Bauchlandung

In den richtigen Händen kann das Subgenre Kifferkomödie herrlich anarchische Kinomomente zaubern. Schönstes Beispiel der letzten Jahre: "Ananas Express" vom großen David Gordon Green - eine wirklich denkwürdige Slacker-Meditation kurz vor dem Wahnsinn. Der Regisseur Nima Nourizadeh aber, der zuvor die Teenie-Comedy "Project X" gemacht hat, bekommt seinen Mix aus Komödie, Actionfilm und Kleinstadtdrama nie richtig in den Griff. Weder die Grenzen des Klamauks noch die Untiefen einer Teenager-Kleinstadtexistenz erkundet er wirklich, flüchtet stattdessen hektisch von Schauplatz zu Schauplatz. Währenddessen schleicht sich die ganze Formelhaftigkeit des Comic-Kinos in seiner vorgeblichen Karikatur desselben ästhetisch ständig wieder durch die Hintertür ein.

Besonders schade ist diese Bauchlandung für das bezaubernde Leinwandpaar Kristen Stewart und Jesse Eisenberg, die 2009 schon zusammen in der wunderbaren Tragikomödie "Adventureland" zu sehen waren. Der Film ist in den deutschen Kinos leider ein wenig untergegangen, aber die deutlich bessere Alternative zu "American Ultra".

American Ultra, USA 2015 - Regie: Nima Nourizadeh. Buch: Max Landis. Kamera: Michael Bonvillain. Mit: Kristen Stewart, Jesse Eisenberg, Topher Grace. Concorde, 96 Minuten.

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