Kino:Gemeinsam stark

DER WEIN UND DER WIND; Der Wein und der Wind Filmkunstwochen

Erlesenes für München: Cédric Klapischs "Der Wein und der Wind" eröffnet die Filmkunstwochen an diesem Mittwoch im Neuen Rex.

(Foto: Studiocanal)

Die 65. Filmkunstwochen der Münchner Programmkinos setzen auf Kooperationenmit anderen Festivals und ein vielschichtiges Programm

Von Josef Grübl

Wenn Schauspieler etwas garantiert nicht ausstehen können, dann sind es Fragen nach ihrem Alter - egal wie alt, beziehungsweise jung, sie tatsächlich sind. Insofern ist es wohl keine gute Idee, Isabella Rossellini, Roberto Benigni, Jeff Goldblum oder Mickey Rourke auf ihre Ruhestandspläne anzusprechen. Die genannten Herrschaften sind zwar alle Jahrgang 1952 und feiern heuer ihren 65. Geburtstag, vom klassischen Renteneintrittsalter werden sie aber nichts wissen wollen - so wie die meisten Künstler. Wieso also widmen die Filmkunstwochen diesen Schauspielern (plus dem ebenfalls bald 65-jährigen Musiker Hubert von Goisern) eine Programmreihe? Ganz einfach: Das traditionell im Sommer stattfindende Festival der Münchner Programmkinos wird 65 Jahre alt - und da es immer etwas komisch aussieht, wenn man sich selbst feiert, sucht man sich eben Stellvertreter, die auf diesen Anlass hinweisen.

So junggeblieben und aktiv wie Rossellini & Co. ist man in den Münchner Kinos ohnehin: Die Filmkunstwochen haben sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert, sie wollen für ihr Publikum attraktiv bleiben. Versuchte man in den Anfangsjahren, vor allem mit Reprisen durch die Saure-Gurken-Zeit zu kommen, bieten die teilnehmenden elf Kinos heute eine bunte Programmpalette an aus Previews, Publikumsgesprächen, Kooperationen und Hommagen an lebende wie kürzlich verstorbene Filmkünstler. Das muss auch so sein, schließlich ist es längst nicht mehr nur das Wetter, das die Zuschauer raus aus den Kinos und rein in die Biergärten oder Freibäder treibt. Das Freizeitangebot ist vielfältiger als früher, so mancher Cineast hat sein Wohnzimmer zum Heimkino umgerüstet, auch die von Streaming-Diensten wie Amazon oder Netflix suggerierte ständige Verfügbarkeit von tausenden von Filmen setzt dem Kinobetrieb zu.

"Kino ist das Größte", lautete vor einigen Jahren der Slogan, mit dem die Lichtspielhäuser der Republik für sich warben. Dass Kino mehr sein kann als Stars und Spektakel, wollen die Filmkunstwochen beweisen, mit sorgfältig ausgewählten Filmen und einem Beiprogramm, das ihre Ausnahmestellung unterstreicht. Natürlich gibt es wieder die Highlights aus der vergangenen Saison zu sehen, Oscar-Gewinner wie "Moonlight", "The Salesman" oder "Manchester by the Sea" etwa, aber auch Vorpremieren von kommenden Kinohits wie "The Party" oder "Tulpenfieber". Zu einigen dieser Previews gibt es Publikumsgespräche mit den Filmemachern, der Berliner Regisseur Thomas Arslan etwa stellt seinen Berlinale-Wettbewerbsfilm "Helle Nächte" am Donnerstag, 3. August um 19.30 Uhr im ABC Kino vor. Zur Münchner Premiere der Tragikomödie "Einmal bitte alles" (am Donnerstag, 20. Juli, um 20.30 Uhr im Monopol) haben sich sogar das halbe Filmteam sowie die Schauspieler Sunnyi Melles und Maximilian Schafroth angesagt.

Auffällig sind auch die vielen Kooperationen mit anderen Festivals und Reihen aus München: Gemeinsam ist man stärker, lautet die Devise, zu den Vorstellungen, die in Zusammenarbeit mit dem Dok-Fest, mit "Bimovie", "Cinema Iran" oder "Psychologie und Film" laufen, werden ebenfalls Gäste erwartet. Und wer aus Freiluftgründen partout kein Kino betreten will, bekommt auch etwas geboten: Am Freitag, 21 Juli (sowie am Freitag darauf) gibt es unter dem Motto "Sommernachts(t)raum" eine Filmwanderung durch das Olympiadorf, dabei werden Kurzfilme an Häuserwände projiziert.

Das Gegenprogramm dazu liefert das altehrwürdige Theatiner Kino, das im August seinen 60. Geburtstag feiert: Zu diesem Anlass werden 24 Filme wiederaufgeführt - und zwar auf klassischen 35-Milimeter-Kopien, was heutzutage ja auch schon eine Seltenheit ist. Auf dem Programm stehen Meisterwerke von Federico Fellini, François Truffaut, Luchino Visconti oder Howard Hawks - sehr viel schöner kann man gar nicht durch den Sommer kommen.

65. Filmkunstwochen München, Mi., 19. Juli, bis Mi., 16. August, mehrere teilnehmende Kinos, www.filmkunstwochen-muenchen.de

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