Kino: "Das Beste kommt zum Schluss" von Rob Reiner:Schluss mit dem Sparkurs

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Bevor Jack Nicholson und Morgan Freeman in ihrem neuen Film "Das Beste kommt zum Schluss" den Löffel abgeben, lassen sie es nochmal krachen: Die müden Rentner mutieren zu waghalsigen Lebenskünstlern.

Anke Sterneborg

Tod, wo ist dein Stimulus, fragt dieser Film, und führt ein weiteres Mal vor, wie gut der europäische Existentialismus in Hollywood angekommen ist. Das Beste kam schon bei Camus und Sartre und Remarque erst aus dem Wissen um den nahen Tod, um den unmittelbar bevor und definitiv feststehenden Termin des Sterbens, durch den das Leben aufhört dahinzuplätschern.

Auch auf der Liste: Jack Nicholson und Morgan Freeman gönnen sich einen Fallschirmsprung. (Foto: Foto: ddp)

Krebs im Endstadium, das ist die Diagnose, die den Automechaniker Carter Chambers (Morgan Freeman) und den Multimillionär Edward Cole (Jack Nicholson) ganz unvorbereitet trifft und plötzlich im Krankendoppelzimmer zusammenführt. Und sie zu Helden eines Buddy Movie macht, das noch weniger Rücksicht nimmt als das Genre es verlangt. Das sie aufbrechen lässt zu den Pyramiden und zum Tadsch Mahal, und in den Himalaya, dessen Gipfel einen majestätischen Ruhepunkt abgeben. Das sie in Rennautos um die Wette losjagen und einen Fallschirmsprung riskieren lässt - und alles gemeinsam.

Tücken des Älterwerdens

Dieses "Noch-einmal-alles-auf-eine- Karte setzen" ist ein schönes Spiel, das das Kino immer wieder gereizt hat - vor zwei Jahren hat Wayne Wang zum Beispiel Queen Latifah, die durch einen Diagnose-Irrtum ihr Ende gekommen wähnte, mit ihrem ganzen Ersparten einen "Last Holiday" im Luxushotel in Karlsbad buchen lassen. Auch Rob Reiner hat seit "Stand By Me" die schöne Hollywoodkunst perfektioniert, traurige Geschichten zu Herzen gehen zu lassen, ohne dass sie wirklich weh tun, und hat dabei von den "Stand By Me"-Kids über das junge Paar Harry und Sally bis zu Carter und Edward in lockerer Folge die verschiedenen Lebensalter durchgearbeitet.

Für Nicholson ist das natürlich kein Neuland, schon seit zehn Jahren lotet er in Filmen wie "Besser geht's nicht", "Was das Herz begehrt" oder "About Schmidt" die Tücken und vor allem die Möglichkeiten des Älterwerdens komisch aus. Und Morgan Freeman, der seit Jahrzehnten die pure Altersweisheit zu verkörpern schien, lässt sich schnell verführen, die Stimme der Vernunft diesmal herunterzudimmen, und die verrückte "Bucket List" durchzuspielen.

Auf der all die Dinge stehen, die man noch tun sollte, bevor man den Löffel abgibt - to kick the bucket im Englischen. Ein ungewöhnlicher Beitrag zur Altersvorsorge - Schluss mit dem Sparkurs des Lebens, mit jeder falschen Bescheidenheit. Von nun an ist man nur sich selbst verpflichtet.

THE BUCKET LIST, USA 2007 - Regie: Rob Reiner. Buch: Justin Zackham. Kamera: John Schwartzman. Schnitt: Robert Leighton. Mit: Jack Nicholson, Morgan Freeman, Sean Hayes, Beverly Todd, Alfonso Freeman. Warner, 97 Minuten.

© SZ vom 24.1.2008/kur - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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