Kino:Bebop auf der Leinwand

Kino: Vor mehr als 20 Jahren hat der US-amerikanische Regisseur Robert Altman den Film "Kansas City" gedreht. Ein Thriller im Milieu des organisierten Verbrechens mit dem Bigband-Sound der Dreißigerjahre.

Vor mehr als 20 Jahren hat der US-amerikanische Regisseur Robert Altman den Film "Kansas City" gedreht. Ein Thriller im Milieu des organisierten Verbrechens mit dem Bigband-Sound der Dreißigerjahre.

(Foto: Filmmuseum)

In einer umfangreichen Reihe zeigt das Münchner Filmmuseum den ganzen Monat Juli lang Filme, in denen der Jazz die Hauptrolle spielt. Zu sehen gibt es kleine Raritäten ebenso wie große Klassiker

Von Oliver Hochkeppel

Der berühmte Filmkomponist Lalo Schriffrin, der zum Beispiel das "Mission Impossible"-Motiv schrieb, hat das Kollektiv-Prinzip einer Jam Session im Jazz einmal als direkte Parallele zum Filmemachen beschrieben. Trotzdem hat es sehr lange gedauert, bis der Jazz im Film selbst eine Rolle spielte, die seiner Realität nahekommt. Selbst heute, angesichts eines kleinen Revivals von Biopics und Dokumentationen von Jazzmusikern, ist das ziemlich rar. Das Münchner Filmmuseum zeigt nun in seiner den kompletten Juli füllenden Reihe "Jazz im Film" das ganze Spektrum der Begegnung dieser beiden Welten - so kompakt, wie man das bisher wahrscheinlich noch nie hat sehen können.

Das beginnt mit frühen Kurzfilmen wie "St. Louis Blues" von 1929, "A Rhapsody in Black and Blue" von 1932 oder "Symphony in Black" von 1935, die einzigartige Dokumente von Legenden wie Bessie Smith, Cab Calloway oder Duke Ellington sind, und Zeichentrickfilmen wie "Snow-White" von 1933, die mit ihrem Anarchismus am leichtesten den ungezähmten Jazz dieser Zeit einfangen konnten, bis ihnen die Zensur mit dem "Production Code" Zügel anlegte. Musicals und Revuefilme wie "New Orleans" oder "A Song Is Born" zeigen, wie sich der Jazz über seine Stars wie Louis Armstrong oder Benny Goodman ins Kino schleicht - ohne dass die latent rassistische, weiße Perspektive und die teilweise bis heute greifenden Hollywood-Klischees in Frage gestellt werden. Das passiert erst über die Jazz-Soundtracks, die die französischen Regisseure der Nouvelle Vague etwa bei Miles Davis (Louis Malles "Fahrstuhl zum Schafott") oder Martial Solal (Jean-Luc Godards "Außer Atem") und dann auch amerikanische Filmemacher zum Beispiel bei John Lewis, Quincy Jones oder Henry Mancini bestellten.

Die moderne, realistischere Beschäftigung mit dem Jazz und seinen Protagonisten in ihrem soziokulturellen Hintergrund wird dann fast lückenlos illustriert, angefangen von Martin Scorseses "New York, New York" aus dem Jahr 1977 über Bertrand Taverniers "Round Midnight" (1986), Clint Eastwoods "Bird" (1988), Robert Altmans "Kansas City" (1996) oder Woody Allens "Sweet And Lowdown" (1999) bis zu Damien Chazelles "Whiplash" (2014) und Don Cheadles "Miles Ahead" (2015).

Konzertfilme und Dokumentationen quer durch die Epochen - von "Jammin' The Blues" mit Lester Young von 1944 und dem Session-Klassiker "Jazz Dance" von 1954 über die TV-Produktion "The Sound of Jazz" (1957) und die Dokumentation des Newport Jazz Festivals von 1958 in "Jazz On A Summer's Day" bis zu Julian Benedikts "Blue Note - A Story Of Modern Jazz". Der Jazz abseits seiner Mutterländer USA und Frankreich wird allerdings höchstens gestreift, etwa mit dem NS-Plot "Swing Kids" oder dem zauberhaften Latin-Jazz-Animationsfilm "Chico & Rita".

Gewissermaßen als Vorspann gibt es auch passende Live-Musik. Am Sonntag, 2. Juli, tritt die Münchner Scat-Sänger-Legende Willi Johanns mit seinem exzellenten Quartett (Tizian Jost am Piano, Andreas Kurz am Bass und Michael Keul am Schlagzeug) unter dem bezeichnenden Titel "Bebop Spoken Here" auf, bevor Martin Ritts star-besetzter "Paris Blues" - unter anderem mit Paul Newman, Joanne Woodward, Sidney Poitier und Louis Armstrong - von 1961 gezeigt wird und den Filmreigen mit alleine 23 Langfilmen eröffnet.

Jazz im Film; 2. bis 30. Juli, Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1

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