Kinderbuch:Die geklaute Schneekugel

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Andreas Steinhöfel bereitet seinen Helden Rico und Oskar ein spannendes Weihnachtsfest, bei dem sogar zwei Christkinder geboren werden.

Von Hilde Elisabeth Menzel

Als Andreas Steinhöfel 2008 die literarischen Kinderfiguren Rico und Oskar erfand, ahnte er nicht, dass diese beiden Knaben sein Leben fortan begleiten, ja bestimmen würden. Das Buch "Rico, Oskar und die Tieferschatten" wurde zwar sogleich mit dem "Luchs" von der Zeit und Radio Bremen ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, doch den wirklichen Erfolg hatte es bei den Kindern, die diesen "tiefbegabten" Rico und seinen skurrilen, hochbegabten Freund Oskar so liebten, dass sie den Autor zu einer Fortsetzung nach der anderen überredeten.

Nun also der vierte Band, eine Weihnachtsgeschichte, wie der Titel mit einer typischen Steinhöfel-Wortschöpfung verrät: "Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch". In der Dieffe 93 hat sich einiges verändert, Ricos Mutter hat ihren Nachbarn Simon Westbühl - von Rico respektlos "der Bühl" genannt - geheiratet, und Rico hat als Trost einen Hund namens Porsche bekommen. Oskar ist mit seinem Vater in die leere Wohnung vom alten Fietzke gezogen, doch das Aufregendste steht noch bevor, denn Anfang Januar soll Rico ein Geschwisterchen bekommen! Einem stimmungsvollen Weihnachtsfest für die Bewohner der Dieffe 93 scheint also nichts im Wege zu stehen. Wenn nur Oskar nicht so seltsam wäre, als hätte er ein Geheimnis, kein Weihnachtsgeheimnis offenbar, eher etwas, das ihn bedrückt. Was dazu führt, dass er den überraschenden Besuch der beiden Hinterhoffreunde aus dem Sommer, die gekommen sind, um die geklaute Schneekugel zurückzubringen und um Vergebung zu bitten, schnöde zurückweist. Und Rico an seinen freundschaftlichen Gefühlen für Oskar zweifeln lässt.

Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch. Mit lllustrationen von Peter Schössow. Carlsen Verlag 2017. 128 Seiten, 14,99 Euro. (Foto: Verlag)

Doch dann legt ein Schneesturm die Stadt lahm und Ricos Geschwisterchen will unbedingt ein Christkind werden, was bei diesem Wetter auf eine Hausgeburt ohne ärztliche Hilfe hinausläuft. Probleme über Probleme also, doch Andreas Steinhöfel lässt seinen tiefbegabten Helden über sich selbst hinauswachsen: "So. Jetzt kommt mal so eine Stelle, an der ich beweisen kann, dass in dem Wort Tiefbegabung der vordere tiefe Teil nicht so wichtig ist wie der begabte hintere, jedenfalls solange der hintere einigermaßen funktioniert."

Doch nicht nur Rico, alle Bewohner der Dieffe 93, die Andreas Steinhöfel auf seine unnachahmliche Weise mit all ihren Macken und Besonderheiten lebendig werden lässt, und ihre wegen des Schneesturms zahlreichen Besucher helfen zusammen in dieser Nacht, als Ricos Schwesterchen zur Welt kommt, Oskars Geheimnis sich nicht länger geheim halten lässt, und alles außer Kontrolle zu geraten droht.

"Die Dieffe 93 hatte sich wacker gehalten. Wir alle hatten uns wacker gehalten", kommentiert Rico das turbulente Geschehen, nachdem alles gut ausgegangen ist. Es sei das schönste "Happy End", das ihm jemals eingefallen sei, hat Andreas Steinhöfel bei einer Lesung verraten. Und ja, der vierte "Rico", samt den originellen, winterlichen Illustrationen von Peter Schössow, ist ihm wieder rundherum gelungen! (ab 10 Jahre)

Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch. Mit lllustrationen von Peter Schössow. Carlsen Verlag 2017. 128 Seiten, 14,99 Euro.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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