"Kaufmann von Venedig" in Hamburg:Ein Mann sieht rot

Karin Beier inszeniert in Hamburg Shakespeares "Kaufmann von Venedig" mit Joachim Meyerhoff als jüdischem Rächer Shylock. Der Abend ist auch rassistischer Anschauungsunterricht und hält unserer Gesellschaft den Spiegel vor.

Von Till Briegleb

Ist die Welt inzwischen wirklich so herzlos, wie Karin Beier sie in ihrer Neuinszenierung des "Kaufmanns von Venedig" auf der Bühne des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg zeichnet? Eine Gesellschaft, in der offener Hass gegen Juden wieder locker von der Zunge geht? In der widerwärtige Beleidigungen gegenüber Fremden Konsens sind von der Gosse bis in die Geschäftswelt, und in der die so fortwährend als Abschaum Gekränkten sich irgendwann Respekt durch Gewalttaten erzwingen wollen? Angesichts des Ficki-Ficki-Jargons von "volksnahen" AfD-Politikern, von Burschenschaften, die Lieder singen, die den Holocaust preisen und jungen Muslimen, die meinen, sie dürften die Beleidigung ihres Propheten damit rächen, dass sie mit Lastwagen in friedliche Menschenmengen fahren, neigt die Antwort vermutlich zum "Ja".

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