Katholische Kirche:Unheil über Leiblfing

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Eine Edition erstaunlicher Pfarreibeschreibungen aus dem 19. Jahrhundert erzählt vom aussichtslosen Kampf der Seelenhirten um die Moral der Gläubigen.

Von Rudolf Neumaier

Die katholische Kirche wäre hohl und dumpf wie eine abgewrackte Orgelpfeife, wenn sie irgendwann mit dem Zeitgeist klarkäme. Sie muss ihm hinterherhinken, um ihn zu bremsen - er flöge ihr sonst davon. Die Zeitgeistbekämpfung hat eine lange Geschichte, früher wurde er, der Zeitgeist, mit dem Teufel gleichgesetzt. Wie amüsant manche Parallelen in dieser Geschichte sind, zeigt eine Edition von Pfarrbeschreibungen aus dem Bistum Regensburg in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Wo Amtskleriker heute den Zeitgeist deswegen verdammen, weil Katholiken Kritik an ihrer Kirche zu üben wagen, führten die Pfarrer von Tunding, Martinsbuch und Sallach Klage gegen ihn, weil er die guten Sitten bedrohe. Damals ging es um Zucht, heute um einen letzten Rest Ordnung.

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