Kabarett:Gemeinsam behindert

Kabarett: Das Publikum befindet sich an Bord eines Schiffes, wie die Kapitänsmütze des Käptn (Maximilian Dorner) und das Abendkleid von Suzie (Susanne Plassmann) unschwer erkennen lassen.

Das Publikum befindet sich an Bord eines Schiffes, wie die Kapitänsmütze des Käptn (Maximilian Dorner) und das Abendkleid von Suzie (Susanne Plassmann) unschwer erkennen lassen.

(Foto: Conny Mirbach)

"Suzie Diamonds & Käptn Wheelchair" macht Kabarett über sogenannte Minderheiten: Rollstuhlfahrer, Ausländer - und Frauen

Von Christiane Lutz

Ein Mann und eine Frau unterhalten sich auf einer Bühne. Leise Klavierbegleitung. Er zu ihr: "Du als Frau weißt ja was es heißt, kein ganzer Mensch zu sein." Entrüstetes Gelächter im Publikum. Natürlich ist das anmaßend. Aber was hier klingt, als könnte es ein flaches Kabarett-Programm über Männer und vor allem Frauen sein, ist in Wahrheit ein Kabarett-Programm über Minderheiten. Der Mann sitzt nämlich im Rollstuhl. Und der Pianist hat ganz offensichtlich Migrationshintergrund. Dass man das so schreiben darf, liegt daran, dass das Trio auf der Bühne, das sich "Suzie Diamonds & Käptn Wheelchair" nennt, selbst von Minderheiten spricht und den Pianisten stur "den Chines" nennt, obwohl er philippinische Vorfahren hat. Probleme haben aber alle drei: Der Pianist Manuel Dengler mit Rassismus, Susanne Plassmann mit Sexismus, Maximilian Dorner mit lieb gemeintem Helfersyndrom und unüberwindbaren Treppen. Bei ihrem Bühnenprogramm aber ist keiner von ihnen besser als der andere, die Frau wird beglotzt, dem Mann im Rollstuhl über den Kopf gestreichelt und "der Chines" ist eben der Chines.

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