Kabarett:Flucht ins Humorland

Kabarett: Wie das Figürchen auf dem Exit-Schild: Caroline Ebner setzt bildlich um, was sie und ihre Kollegen Norbert Bürger, Frank Smilgies und Sebastian Rüger (v. li.) in ihrem Programm "Exitenzen" thematisieren.

Wie das Figürchen auf dem Exit-Schild: Caroline Ebner setzt bildlich um, was sie und ihre Kollegen Norbert Bürger, Frank Smilgies und Sebastian Rüger (v. li.) in ihrem Programm "Exitenzen" thematisieren.

(Foto: Andreas Reiter)

Das aktuelle Ensemble der Lach- und Schießgesellschaft präsentiert sein zweites Programm: In "Exitenzen" geht es um die Politik im Alltag, in Deutschland und Europa

Von Thomas Becker

Ein fulminanter Wirbelsturm aus Sprachspiel, grandioser Musikalität, darstellerischer Brillanz und dramaturgischer Wucht." So bejubelte diese Zeitung vor zwei Jahren das neue Ensemble der Lach- und Schießgesellschaft. Und weiter: "Da haben sich vier Komödianten gefunden, die vor allem eines vermitteln: ihre Lust am Spielerischen, gepaart mit ausufernder Fantasie." Die fantastischen Vier, das waren und sind Caroline Ebner, Norbert Bürger, Sebastian Rüger und Frank Smilgies. "Wer sind wieder wir" hieß ihr umjubelter Erstling, das 50. Programm zum 60-jährigen Bestehen des "Ladens" an der Ursulastraße. Nummer 51 firmiert nun unter "Exitenzen" - noch so ein Titel, bei dem man zwei Mal hindenken muss. Macht ja nix.

Es ist sehr lange her, dass es so viel Lob für ein Lach- und Schieß-Ensemble gab. Zu groß der Druck der großen Namen längst vergangener großer Zeiten. Vorsichtshalber hat sich das neue Quartett zunächst klein gemacht, gibt Sebastian Rüger zu: "Wir haben mit größerer Enttäuschung gerechnet und sind natürlich froh, dass sie ausgeblieben ist, dass wir als Ensemble so gut aufgenommen wurden. Das hat uns wahnsinnig glücklich gemacht - und uns Vorschusslorbeeren und Druck zugleich beschert. Wir merken schon, dass die Latte nun ein bisschen höher liegt. Und es ist spürbar, dass der Run auf uns nicht mehr ganz so groß ist. Man kennt uns jetzt, wir haben uns etabliert und sind selbst sehr gespannt, wie es wird."

Caroline Ebner pflichtet bei: "Wir hatten dieses große Geschenk des Namens Lach- und Schießgesellschaft, der uns erst mal geschützt und uns per se schon ein gewisses Prädikat verschafft hat. Aber dieser Name ist nicht nur ein Geschenk, sondern erzeugt auch großen Erwartungsdruck, dem wir standhalten mussten. Die eine Hälfte ist Fan geworden, die andere sagt: ,Ach, da hab' ich mir was Anderes vorgestellt'. Uns unser Publikum zu erspielen, wird noch mehr unsere Aufgabe sein."

Was die Zuschauer nun bei der Premiere am Donnerstag, 2. November, erwartet? "Wir bleiben unserem Stil des ersten Abends schon treu", sagt Rüger: "Ähnliches Setting, wieder ein bunter Reigen an Themen, durchzogen von Brüchen und Wechseln. Und das Thema Europa gibt dem Ganzen den Faden."

Wie beim jüngsten Programm verzichtet das Ensemble auf das übliche Name-Dropping und Politiker-Bashing. "Wir sind keine ausgewiesenen Polit-Kabarettisten, zünden kein Pointenfeuerwerk zu tagespolitischen Themen", erklärt Rüger, "Politik findet bei uns eher in einem Überbau statt, in einer Befindlichkeitsverortung. Wir machen da weiter, wo wir letztes Mal aufgehört haben: Wie fühlt es sich zurzeit an in Deutschland? Und das weiten wir dann aus auf Europa." Man betrachte eher die Politik im Alltag, ergänzt Caroline Ebner: "Welche Auswirkungen haben die politischen Entwicklungen aufs Private, auf den Normalbürger, auf das alltägliche Miteinander?"

Apropos Miteinander, eins ist dann doch anders als vor zwei Jahren: der Zeitdruck. Auf gerade mal sieben Probentage kommt das über die Republik verstreute Quartett (Berlin, Köln, München, Freising) vor der Premiere. "Da ist schon mehr Unruhe als beim letzten Mal", gibt Sebastian Rüger zu, "die Spannung wird also nicht gespielt sein." Klingt alles ziemlich spannend.

Münchner Lach- und Schießgesellschaft:Exitenzen, Premiere am Donnerstag, 2. November, 20 Uhr, danach viele weitere Termine, Lach- und Schießgesellschaft, Ursulastr. 9, Infos unter www.lachundschiess.de

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