Kabarett:Der Beziehungsratgeber

Christian Überschall

Christian Überschall alias Sexualforscher Dr. G Sprüngli.

(Foto: Richard Föhr)

Christian Überschall stellt sein neues Programm vor

Von Oliver Hochkeppel

Ausgerechnet in Österreich wurde er mal zum "besten in München lebenden Schweizer Kabarettisten" gewählt. Was natürlich nicht besonders viel bedeutet, ist Christian Überschall doch vermutlich auch der einzige in dieser Kategorie. Ohnehin liebt der Berner mit dem der angeblichen Langsamkeit seiner Landsleute so eklatant widersprechenden Nachnamen die Selbstironie: Früher stellte er sich gerne mal als "Kabarettist des Jahres" vor - "in Liechtenstein Süd". Oder er nannte sich den "ältesten Nachwuchskabarettisten Münchens". Heute hätte er sich jedenfalls den Titel des ältesten Nebenberufskabarettisten Münchens redlich verdient.

Denn obwohl er seit vielen Jahren damit kokettiert, seine "Kanzlei bald aufzugeben", hält er sich doch den Kleinkünstler-Rücken mit dem Job frei, mit dem er sich einst vor vielen Jahren in München niederließ: Steuerberater. Wofür er sich freilich mit seiner anderen "größten Leidenschaft", der Musik, entschuldigen kann: "Immer noch bekomme ich mindestens eine Anfrage pro Monat von Musikern, denen ich empfohlen wurde." Derzeit macht er daraus ein Internet-Projekt, den "Mandanten Blues": All seine Musiker-Klienten (das sind vorzugsweise Jazzer) spielen virtuell zu einer Komposition mit.

Vielleicht hat die Musik auch geholfen, die "gefühlt zehnjährige Ideenflaute" zu überwinden. Jedenfalls steht nun, einige Zeit nach dem Reload von "Die Zuzibilität der Weißwurst", endlich mal wieder die Premiere eines komplett neuen Programms an. "Von Speed Dating bis Nordic Stalking - Über Beziehungen 2 Go" heißt es, und der Titel verdeutlicht, dass Überschall seinen bevorzugten Themen Sex, Drugs und Zweierbeziehungs-Rock'n'Roll - abgesehen von den deutsch-schweizerischen Irritationen und der Radreise durch Irland, die er auch mal zu Buch und Programm verarbeitete - treu geblieben ist. So gibt es ein Wiedersehen mit seinem alter ego, dem Sexualforscher Dr. G. Sprüngli, der schon früher mit Sätzen wie "Wenn Treue Spaß macht, ist es Liebe" hervortrat und nun der Frage nachgeht, wie die traditionelle lebenslängliche Zweierbeziehung in nur einer Generation zum Auslaufmodell werden konnte. Wofür er schon deswegen prädestiniert ist, weil er dank der Gnade der frühen Geburt sowohl die sexuelle Revolution der Sixties erlebt hat ("als Frauen anfingen, aktiv am Geschlechtsverkehr teilzunehmen und dadurch alles kompliziert und zeitraubend machten"), wie auch die die Sexanbahnung dramatisch beschleunigende digitale Revolution. Ursprünglich sollte das Programm schon im vergangenen Jahr in der Lach- und Schießgesellschaft das Licht der Welt erblicken. Wegen einer Erkrankung wurde nichts daraus, dafür ist es jetzt besonders gut nachgereift, wie Überschall versichert. Manchmal ist sie eben doch nützlich, die Berner Gemächlichkeit.

Christian Überschall, Mi., 18. Juli, 20.30 Uhr, Kleiner Konzertsaal im Gasteig, Rosenheimer Straße 5

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: