Junge Szene:Abenteurer auf Wanderschaft

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In der Bar Gabanyi stellen sich zwei junge, erfahrungshungrige Gruppen vor: "Frigloob" und das "Leo Betzl Trio" lassen die Enge der Schubladen hinter sich

Von DIRK WAGNER

In der Allgäuer Blues-Brothers-Band spielt Maximilian Hirning als Donald "Duck" Dunn den Bass zur filminspirierten Show von Jake und Elwood Blues. In The Dots spielt er Jazz-Klassiker von Gershwin. Porter und weiteren Hit-Garanten der frühen Pop-Geschichte. In Jakob Lakners Formation Frigloob stützt sein Kontrabass hingegen eine abenteuerliche musikalische Wanderung von Folk zur Neuen Musik. Jede Menge Weltmusik und Jazzmusik liegt da auf dem Weg, und der Klarinettist Lakner lustwandelt mit seinem Ensemble durch all die musikalischen Genres wie jener Landschaftsarchitekt, dessen verschlungenen Spazierwege den Englischen Garten begründeten.

Die Vermengung all dieser Genres nennt das Ensemble in Anlehnung an den Free-Jazz-Begriff, der ihre Musik letztlich auch berührt, Free Folk. Sofort fühlt man sich erinnert an jene Aufbruchstimmung, die aufkam, als erste Aufnahmetechniken es ermöglichten, Volksmusik mit all ihren vermeintlich schrägen Tönen aufzunehmen, statt sie wie zuvor in der Niederschrift zu glätten, weil das gängige Notensystem solch "schräge Klänge" nicht zuließ. So wie Volksmusik auch die Musik von Ravel oder Strawinsky beeinflusste, beeinflusst nun eine Kenntnis der verschiedenen Genres Lakners ebenso freie wie befreiende Musik.

Insofern sie gleichermaßen im inspirierendem Sinne aufregt als auch auf merkwürdige Weise beruhigt, ist die Musik von Frigloob geradezu prädestiniert für die heimelige Atmosphäre in der Bar Gabányi am Beethovenplatz. Eine Einladung zu den dortigen Konzerten, die jeden Donnerstag genreübergreifend spannende Ensembles präsentieren, kommt schon einer Adelung der Musiker gleich. So auserlesen ist das Programm, welches die klassische Musik als ebenso bartauglich erwiesen hat wie neue popmusikalische Erscheinungen oder Jazz. Mit Frigloob haben sich der Barbetreiber Stefan Gabányi und seine musikalische Direktorin Fany Kammerlander nun eine Band in die Kellerbar geladen, die fast alle dort gängigen Musikstile vereint.

Als wäre der Abend damit nicht schon facettenreich genug, bietet ein weiteres Ensemble mit dem Bassisten Maximilian Hirning sowie dem auch bei Frigloob mitwirkenden Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber zusätzliche Abwechslung: das Leo Betzl Trio. Nachdem Pianist Betzl bereits den Steinway Förderpreis für Klavier / Jazz gewann, wurde seinem Trio nun der "Kurt Maas Jazz Awards 2015" der Hochschule für Musik und Theater München zugesprochen. Der erste Preis dieses Awards ermöglicht dem 24-jährigen einen Sommerkurs am Berklee College of Music in Boston. Zuvor bietet er aber mit seinem Trio in der Bar Gabanyi seine Mischung aus Eigenkomposition und modern arrangierten Jazzstandards, die mal sphärische Klangimpressionen ausarbeitet, mal einen filigranen Swing auffährt. Plötzlich schreien Betzl, Hirning und Wolfgruber auf. Worauf die Instrumente schweigen. Um dann mit einem herrlichen Groove weiterzuspielen, als ob nichts gewesen wäre. So wie das Ding, das man Liebe nennt, einen plötzlich aus den Alltag reißt, regelrecht anschreit, um einen dann wieder dem alltäglichen Treiben zu übergeben. Dies wäre zumindest eine Lesart von "What is this thing called love", wie es das Leo Brezl Trio letztes Jahr an der Hochschule für Musik und Theater aufgenommen hat.

Die Besucher des Doppelkonzerts in der Bar Gabanyi sollten sich übrigens vom Whiskey-Experten Stefan Gabanyi den passenden Drink zum Konzert empfehlen lassen. Dann rollt der dortige Wohlklang auch über den Gaumen.

Frigloob, Leo Betzl Trio, Do., 18. Juni, 21 Uhr, Bar Gabanyi, Beethovenplatz 2

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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