Jubiläums-Kritik:Musik: super, Text: matt

Das Gärtnerplatz-Jubiläumsstück "Salon Pitzelberger" in der Reithalle

Von Klaus Kalchschmid

Den Programmzettel des "Münchener Actien-Volks-Theaters" zur Eröffnung des späteren Gärtnerplatztheaters vom 4. November 1865 samt Hinweis, dass am Ende "Eine musikalische Soiré in der Vorstadt" gespielt werde, findet man im Programmheft zum "Salon Pitzelberger" in der Reithalle leider nicht. Aber er ist - wie auch die handgeschriebene Partitur von damals - prominent in der Ausstellung zum 150-jährigen Bestehen des Gärtnerplatztheaters im Theatermuseum ausgestellt.

Beide Einakter gehen auf dasselbe Stück "Monsieur Choufleuri resta chez lui le. . ." von Jacques Offenbach zurück, in der ein neureicher Herr Pitzelberger seinen musikalischen Salon mit seiner Schwester und deren Geliebtem selbst bestreiten muss, weil ihm drei Berühmtheiten abgesagt haben: Anja Nitritko, Placebo Dominango und Igor Leviov. Elaine Ortiz Arandes, Juan Carlos Falcón und Holger Ohlmann werfen sich ins schräge Barock- oder Ritter-Kostüm und singen famos im Italo-Kauderwelsch eine brillante Parodie auf den Belcanto eines Bellini oder Donizetti.

Wenn Fräulein Brösel (Frances Lucey) und Frau Petermann (Ann-Katrin Naidu) zum Offenbachschen Can-Can von ihrem Chef Herrn Pitzelberger eine Gehaltserhöhung fordern und "Geld" so prägnant besungen wird wie "Money" in "Cabaret", dann besitzt das ebenfalls hintersinnige Komik. Selbige geht den neuen (!) Dialogen gänzlich ab, wie überhaupt die Produktion furchtbar billig aufgeblasen aussieht. Statt den (Kostüm-)Fundus zu plündern und die Musiknummern mit flotten Texten zu verbinden, sind nicht nur die Gags und die Kalauer von vorgestern.

Schade um die Sänger und das exzellente Orchester unter Jürgen Gorlup, aber auch um die vertane Chance, ein Stück lebendiges Opernmuseum zu bieten, wie es der Schau im Theatermuseum mit modernen medialen Mitteln so gut gelingt.

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