Jubiläum:Der Klang der Seele

Jubiläum: Der Kreuzchor singt seit Jahrhunderten die Samstagsvesper und den Sonntagsgottesdienst in der Kreuzkirche. In der Dresdner Semperoper feiert er am Freitag mit einem Festakt sein 800-jähriges Bestehen.

Der Kreuzchor singt seit Jahrhunderten die Samstagsvesper und den Sonntagsgottesdienst in der Kreuzkirche. In der Dresdner Semperoper feiert er am Freitag mit einem Festakt sein 800-jähriges Bestehen.

(Foto: Mau)

Mittelalter und Moderne: Seit 800 Jahren singt der Kreuzchor in Dresden für Christen und andere fromme Menschen.

Von Helmut Mauró

Mit dem Bau der Elbe-Brücke im letzten Drittel des elften Jahrhunderts fing alles an. Es kamen Kaufleute, es wurde eine Kirche gebaut, später auch eine Schule. Bauten und Unterhalt konnten von den Brückenzöllen bezahlt werden. 1216 wird Dresden Stadt, die Kirche St. Nicolai zur Stadtkirche; vor den Toren der Stadt lässt der Bischof von Meißen eine weiter Kirche errichten, um die umliegenden slawischen Dörfer zu missionieren. Es waren krasse kulturelle Gegensätze, die innerhalb Dresdens und im Umland gelebt wurden. Das obere Ende bildete sicherlich der Kirchengesang, der strengen Vorschriften unterlag, was die Messgesänge, die Hymnen und Psalmen betraf. Nachdem Frauen in der Kirche schweigen mussten - noch Johann Sebastian Bach musste seine Frau hinter der Orgel verstecken -, war es Sache der zu diesem Zwecke internierten Lateinschüler, den Kirchengesang zu bestreiten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Name "Kreuzchor" ist indes nicht ganz so alt. Im September 1319 wurde von der päpstlichen Kurie in Avignon ein Ablass gewährt, in dem erstmals von einer "ecclesia sanctae crucis" die Rede ist, die damals aber nicht mehr als eine Kapelle war, die später mit der Nikolaikirche zu einem Gesamtbau verschmolz. Damals ging es noch darum, dem Fegefeuer und der ewigen Verdammnis auf dem Höllengrill zu entgehen, indem man der Obrigkeit nicht widersprach und ihr die geforderten Spenden zukommen ließ. Kriege zwischen Böhmen und Brandenburg machten das Leben auch nicht leichter, Pest und Judenpogrom taten ein Übriges. Vielleicht wird man anlässlich des heutigen Festaktes in der Semperoper zum 800-jährigen Bestehen des Chores auch daran erinnern.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: