Jetzt im Kino:Zottelmonster

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Sean Penn will in "The Gunman" zum Actionstar werden, der Sohn von Clint Eastwood probiert sich in "Kein Ort ohne Dich" als Romantiker und die Fee Tinkerbell kämpft gegen das Nimmerbiest.

D ie Filmstarts vom 30. April auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

An den Ufern der heiligen Flüsse

Martina Knoben: Die Kumbh Mela in Indien ist das größte religiöse Fest der Welt. Alle zwölf Jahre pilgern zig Millionen Menschen an den Zusammenfluss von Ganges und Yamuna, um ein "heiliges Bad" zu nehmen. Der indische Regisseur Pan Nalin erzählt von der verbindenden Kraft des Glaubens, von Mönchen, Yogis und Asketen, die dem Weltlichen entsagt haben, aber durchaus mal ein ausgesetztes Baby liebevoll aufziehen. Ein Strom von Bildern und Geschichten - bunt, fremd, monumental.

Der 8. Kontinent

Annett Scheffel: Jules Verne als deutscher Backpacker-Low-Budget-Film: Um den letzten Wunsch der verstorbenen Mutter (Cosma Shiva Hagen) zu erfüllen, reist eine junge Studentin einmal rund um den Erdball. Serdar Dogan gelingt mit seinem Crowdfunding-Film kein großer Wurf im Stile deutsch-türkischer Kollegen wie Fatih Akin oder Bora Dağtekin, aber eine kleine hübsche, Reisegeschichte, die in ihren schönsten Momenten eher Doku als Melodram ist.

Eden - Lost in Music

(siehe Kritik)

Fassbinder

Philipp Stadelmaier: In ihrer Dokumentation interessiert sich Annekatrin Hendel viel für Rainer Werner Fassbinder und sehr wenig für seine Filme, die auf eine Illustration seines Lebens reduziert werden. Dazu erzählen Kollegen und Weggefährten die alten Geschichten vom verehrten, aber sadistischen Genie im Arbeits- und Drogenrausch, von devoter Abhängigkeit und Vasallentreue seiner Truppe. Also nichts Neues.

Kate Winslet in "Die Gärtnerin von Versailles". (Foto: Tobis)

Die Gärtnerin von Versailles

Anke Sterneborg: Das Kino als Traummaschine: So wie die fiktive Landschaftsgärtnerin Sabine de Barra die perfekten Symmetrien barocker Landschaftsarchitektur mit Wildwuchs aufbricht, pflanzt auch Regisseur Alan Rickman in den Grenzen der Historie eine ganz moderne Liebesgeschichte. Das kleine Chaos - so der Originaltitel - breitet sich dabei nicht nur zwischen Klassen und Geschlechtern bei Hofe aus, sondern auch in den Herzen der Helden, die vom belgischen Shooting Star Matthias Schoenaerts und Kate Winslet in Schwingung versetzt werden. Neben Rickman als Sonnenkönig und Stanley Tucci als Duc d'Orleans (Foto: Tobis).

Gunman

Tobias Kniebe: Was zur Hölle hat den großen Sean Penn (zwei Oscars, tadelloser Ruf) geritten, es mit Mitte fünfzig noch einmal als muskelbepackte Killermaschine zu versuchen? Offenbar das Vorbild Liam Neeson, der seit "Taken" mit dieser Nummer steinreich wurde. Also hat "Taken"-Regisseur Pierrre Morel nun diese lachhafte Egonummer rund um Sean Penns neu antrainierten Killerbody inszeniert - ein Totaldesaster und ein Superflop dazu (siehe Feuilleton von Mittwoch).

Kein Ort ohne Dich

Fritz Göttler: Ein junger Rodeo-Bullenreiter und eine Studentin der modernen Kunst, ein jüdisches Liebespaar, aus Europa geflohen, dem der Kinderwunsch sich nicht erfüllen mag... Das Melodram bringt alles zusammen, das von Nicholas Sparks' Romanen inspirierte zumal. Wir müssen dann schauen, bis wie weit wir uns zu Tränen rühren lassen. George Tillman Jr. widmet in seinem Film dem Genre eine Hommage, die bis in die Kinofrühzeit zurückgeht. Er lässt die Nachfahren von Charlie Chaplin und John Huston spielen und den Sohn von Clint Eastwood.

Tinkerbell und die Legende vom Nimmerbiest

Kathleen Hildebrand: Im idyllischen Feental erwacht ein Zottelmonster und versetzt alle in Angst und Schrecken - bis auf eine mutige Fee, die das Gute im grummelnden Zottelmonster sieht. Den Bechdel-Test würde dieser charmant animierte Kinderfilm von Steve Loter mit seiner ausschließlich weiblichen Feen-Besetzung sofort bestehen. Auch wenn die geflügelten Damen ein bisschen zu ungebrochen dem Schönheitsideal entsprechen.

The Voices

Susan Vahabzadeh: Irrsinn von Innen - Marjane Satrapi wirft einen Blick in die Seele eines gestörten Lagerarbeiters (Ryan Reynolds) und sieht ihm mit einem Augenzwinkern dabei zu, wie er sich von seinen Haustieren in eine Mordserie hineinreden lässt. Wie die Welt sich ändert, wenn er seine Medikamente nicht nimmt, das ist ganz spannend, zu ihrer Hochform von "Persepolis" findet die Regisseurin aber nicht zurück.

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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