Jetzt im Kino:Von Liebe und Dinosauriern

Der spanisch-baskische Konflikt wird zum Culture-Clash-Gag-Generator, und Colin Trevorrow setzt alles in den Sand.

Die Filmstarts vom 11. Juni auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Acht Namen für die Liebe

Rainer Gansera: Verliebter Andalusier aus Sevilla (Dani Rovira) folgt einer widerspenstigen Baskin (bezaubernd: Clara Lago) in deren Heimatort, spielt für drei Tage die Rolle ihres Verlobten und avanciert, natürlich unfreiwillig, zum Vorkämpfer baskischer Autonomie. Ganz schön frech, wie Emilio Martinez-Lázaro einen politisch immer noch virulenten innerspanischen Konflikt zum Culture-Clash-Gag-Generator einer romantischen Komödie macht. Erwies sich in Spanien als Superhit, der mit elf Millionen Zuschauern sogar "Avatar" überrundet hat.

Beyond Punishment

(siehe Kritik)

Das dunkle Gen

Martina Knoben: Depression gilt als Volkskrankheit. Auch Frank Schauder ist daran erkrankt - er ist selbst Arzt und will die genetischen Ursachen seiner Depression erkunden. Für die Doku von Miriam Jakobs und Gerhard Schick kehrt er sein Innerstes nach außen - seine Offenheit beeindruckt, die Selbstbespiegelung des Protagonisten ist auf Dauer aber auch ermüdend. Die Erforschung "des dunklen Gens" bleibt am Ende vage; die Versuche, Genetik in Kunst, zum Beispiel in den Tricksequenzen des Films, sichtbar zu machen, wirken bemüht.

Jurassic World

David Steinitz: Gierige Dinopark-Betreiber lassen im Labor einen neuen Supersaurier züchten, der Amok läuft - was unter anderem daran liegen könnte, dass man ihm Tintenfischgene beigemischt hat. Blockbuster-Debütant Colin Trevorrow, einst große Hoffnung des US-Indie-Kinos, setzt in den Sand, was man in den Sand setzen kann. Und findet heraus: Es gibt keinen guten Dino-Film im schlechten.

(siehe Meldung)

Love & Mercy

(siehe Kritik)

Miss Bodyguard

Susan Vahabzadeh: Alles fängt mit einer Verkettung von Pannen an, beim geplanten Prozess gegen ein großes Drogenkartell. Eine übereifrige Polizistin (Reese Witherspoon) soll die zickige Witwe eines kolumbianischen Gangsterbarons (Sofía Vergara) beschützen, die als Zeugin gefährdet ist. Bald müssen beide quer durch die amerikanischen Südstaaten flüchten. Eine schöne Idee - ein paar wenig hilfreiche Drehbuch-Schlenker weniger, und Anne Fletchers Komödie wäre, der herrlich neurotischen Figuren wegen, ein reines Vergnügen.

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Rainer Gansera: Nicht so hinreißend wie das erste Abenteuer, das die Freunde Rico und Oskar vor einem Jahr im Kino bestehen mussten. Der Regisseur Wolfgang Groos setzt in diesem Kinderfilm mehr auf Klamauk, vertraut weniger dem skurrilen Witz von Steinhöfels Buchvorlage. Aber das Duo der ungleichen Freunde (Anton Petzold und Juri Winkler) überzeugt wieder mit Charme und detektivischer Raffinesse, wenn es gilt, Ricos Mama (Karoline Herfurth) aus den Fängen einer fiesen Erpresserin (Katharina Thalbach) zu befreien.

Victoria

Tobias Kniebe: Dieser Film wird mit einer klaren Ansage geliefert: Alles ist hier am Stück gefilmt, zwei Stunden und zwanzig Minuten lang, ohne einen einzigen Schnitt und eine einzige Pause. Sebastian Schipper erzählt die Story eines Berliner Tagesanbruchs, einer aufkeimenden Liebe (Frederick Lau und Laia Costa) und eines verzweifelten Raubüberfalls. Seine Schauspieler und sein Kameramann wachsen dabei über sich selbst hinaus - und das irre Experiment beweist: Filmschnitt ist tatsächlich eine Kunst für Weicheier (siehe Feuilleton vom Mittwoch).

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