Jetzt im Kino:Schokoeis mit Mandeln

Jake Gyllenhaal spielt in "Southpaw" einen Boxer mit Liebeskummer, und Peter Dinklage aus "Game of Thrones" steigt in ein Hamburger Taxi.

Die Filmstarts vom 20. August auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Boy 7: Eine sinistre Geheimorganisation macht Menschen per implantierten Mikrochips zu ferngesteuerten Zombies. Jugendliche Rebellen entkommen ihr. Die Darsteller (David Kross, Emilia Schüle) haben Charme. Die Story taumelt. Mühsam verhäkelt Özgür Yildirims Romanverfilmung Science-Fiction, Sozialkritik und Teenager-Abenteuer. Das Genre hat Konjunktur, wird hier aber zum banalen Amnesie-Fernsehspiel mit Wackelkamera. Rainer Gansera

Broadway Therapy (Siehe Kritik)

California City: Ein Moskitojäger reist durch die Ruinen einer unvollendeten und aufgegebenen kalifornischen Metropole mitten in der Mojave-Wüste. Er trifft einige zurückgebliebene Outlaws, Spuren militärischer Experimente - und den Geist der geliebten Frau, die ihn verlassen hat. Die Wüste als Bassin der Einsamkeit nach dem Ende. Bastian Günther erweist Wim Wenders' "Paris, Texas" eine große und "Mad Max" eine kleine Hommage. Philipp Stadelmaier

Der kleine Rabe Socke 2 - das große Rennen: Schon den Allerjüngsten vermittelt dieser Film von Ute von Münchow-Pohl und Sandor Jesse, dass jungmännliche Selbstüberschätzung unweigerlich zum Heldentum führt: Socke, wieder nervig-näselnd gesprochen von Jan Delay, vernichtet aus Übermut die Wintervorräte der Waldtiere. Um das wiedergutzumachen, will er ein Seifenkistenrennen gewinnen. Kathleen Hildebrandt

Self/Less - Der Fremde in mir: Ach, könnte man sich nur wie eine Schlange häuten, die alte kranke Hülle einfach hinter sich lassen! Den alten Menschheitstraum der Unsterblichkeit spielt Tarsem Singh mit Ben Kingsley und Ryan Reynolds in ungewohnt kühlen, sachlichen Bildern durch. Eine zwielichtige Organisation bietet einem schwerreichen und todkranken New Yorker einen gentechnisch produzierten neuen Körper an, der dann allerdings doch gewisse Gebrauchsspuren aufweist - Erinnerungsfetzen aus einem fremden Leben. Nicht immer ganz stringent erzählt, aber allemal ein vielschichtiges Spiel mit den unbegrenzten Möglichkeiten der Zukunft. Anke Sterneborg

Der Sommer mit Mamã: Der Klassenkampf kulminiert in dieser brasilianischen Komödie von Anna Muylaert im Swimmingpool. Die Haushälterin Val ist die gute Seele des Hauses, für Sohn, Vater, Mutter. Dann kommt Vals Tochter Jessica nach São Paulo, zum Studieren, Architektur. Sie denkt urban, ist modern, frisch, aufgekratzt. Und zärtlich. Sie mag lieber das Schokoladeneis mit Mandeln, nicht das gewöhnliche. Sie darf sich Privilegien rausnehmen, weckt Sehnsüchte und Neidgefühle. Val ist entsetzt, wie das soziale Gefüge des Haushalts sich verzerrt. Und dann landet Jessica im Swimmingpool... Fritz Göttler

Southpaw: Finanziert ausschließlich mit chinesischem Geld, gestaltet Antoine Fuqua seinen Film über den Boxer Billy Hope (Jake Gyllenhaal) in einem zackigen Hongkong- Erzählrhythmus. Anstatt aber Kampfszenen aneinanderzureihen, erzählt er vom beschleunigten Sog der Gewalt, der Hopes Aufstieg und dann auch seinen Abstieg verursacht. Weniger ein Film übers Boxen als über die Passion eines Boxers: seine Frau. Philipp Stadelmaier

Sunrise: Ein düsterer indischer Thriller im Gewand eines modernen Film noir: Die Tochter des Polizisten Joshi ist vor zehn Jahren spurlos verschwunden. Seitdem sucht er in den verregneten Gassen Mumbais nach ihr, treibt durch die nächtliche, labyrinthartige Stadt. Weit abseits des übermächtig glitzernden Bollywood-Kinos inszeniert Regisseur Partho Sen-Gupta diesen Albtraum als Meditation über Verdrängung und Einsamkeit (siehe Feuilleton vom Mittwoch). David Steinitz

Taxi: Als Taxifahrerin driftet die 25-jährige Alex (cool: Rosalie Thomass) durchs nächtliche Hamburg der Achtziger. Nervige Kollegen und Fahrgäste, eine wilde Romanze mit dem kleinwüchsigen Barkeeper Marc ("Game of Thrones"-Star Peter Dinklage). Kerstin Ahlrichs Adaption des Romans von Karen Duve zeichnet prächtige Stimmungsbilder, bleibt aber zu ihren Figuren in merkwürdig gefühlloser, karikaturhafter Distanz. Rainer Gansera

Vacation - Wir sind die Griswolds: Ferien, die schönste Zeit des Jahres? Nicht wirklich. Gut 30 Jahre nach dem Original von Harold Ramis zieht es Rusty Griswold (Ed Helms im "Hangover"- und "Wir sind die Millers"-Underdog-Modus) mit Frau (Christina Applegate) und grotesk unangenehmen Söhnen an den Ort seines Kindheitstrauma-Urlaubs. John Francis Daley und Jonathan M. Goldstein machen dieses Roadmovie-Remake zu einer Achterbahnfahrt aberwitziger Pannen und präpubertärer Fäkal- und Sexwitze. Was auch mit Gastauftritten von Chevy Chase, Chris Hemsworth und Leslie Mann nur sehr gelegentlich einigermaßen lustig anzusehen ist. Anke Sterneborg

Die Yes Men - Jetzt wird's persönlich: Sind Komiker in unserer informationsgesättigten Zeit womöglich die besten Kritiker? Laura Nix porträtiert die berühmten Politik-Aktivisten Mike Bonanno und Andy Bichlbaum alias "The Yes Men", die im nunmehr dritten Teil der ihnen gewidmeten Trilogie mit ihren schrägen Aktionen vor allem gegen den Klimawandel kämpfen. Das ist beste Politdoku-Unterhaltung mit ernstem Kern. Martina Knoben

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