Jetzt im Kino:Räuber-Lehrlinge

Meryl Streep probt in "Ricki" als Übermutter den amerikanischen Traum. French Women mit Vanessa Paradis und Isabelle Adjani ist der französische Beitrag zur weiblichen Comedy-Welle.

Von Tobias Sedlmaier, Bernhard Blöchl, Rainer Gansera, Doris Kuhn, Philipp Stadelmaier, Barbara Oswald

Die Filmstarts vom 3. September auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Engelbecken

(Siehe Kritik)

Es ist schwer, ein Gott zu sein

Das letzte Werk des russischen Regisseurs Alexei German ist eine schwer erträgliche, aber visuell virtuose Mischung aus Chaos, Grausamkeit und Schlamm. Fast drei Stunden lang folgt die Adaption von Arkadi und Boris Strugazkis Science-Fiction-Roman einem Wissenschaftler in einer im Mittelalter stehen gebliebenen Parallelwelt. Die tristen Schwarzweiß-Bilder öffnen sich nur sehr langsam einem rudimentären Verständnis, zurück bleiben Ratlosigkeit und Staunen.

French Women

Der französische Beitrag zur weiblichen Comedy-Welle. Ein Zeitgeistfilm von Frauen für Frauen. Unter anderen stürzen sich Vanessa Paradis, Laetitia Casta und Isabelle Adjani in ein Tohuwabohu aus Neurosen und Menopause, Dildospielen und Brustkrebs sowie der großen Liebe. Audrey Danas Regiedebüt ist eine episodenhaft arrangierte Figurenschau in Paris. Ihr Mix aus Slapstick und schlüpfrigen Witzen, aus Romantik und Drama ist nur stellenweise lustig. Und das Männerbild ist eine Katastrophe, aber darum geht es hier ja nicht.

Gotthard Graubner - Farb-Raum-Körper

"All diese Grün-Nuancen, wer sieht das überhaupt noch?", seufzt Gotthard Graubner (1930-2013) beim Spaziergang im Park. 2010 durfte der Dokumentarist Tilman Urbach den "Farb-Mystiker" im Atelier besuchen und zu Ausstellungen seiner "Farbraumkörper"-Bilder nach Paris und Bottrop begleiten. Er folgt der Maxime des Meisters, sieht genau hin, nimmt Nuancen wahr, und formt ein wunderbar augenöffnendes Künstlerporträt.

Hüter meines Bruders

Zwei Brüder verschwinden. Der eine lässt den anderen im Urlaub sitzen, der beginnt daraufhin, ihn zu suchen. Er dringt in dessen Leben ein, macht es sich zu eigen und verlässt es wieder - denn außer einer Exfreundin ist dort nichts zu finden, was ihn dem Vermissten nahebringt. Alles geht ihm dabei verloren: das Interesse an Erfolg, der Glaube an Familie, die eigene Realität. Maximilian Leo erzählt in blauen, stillen Bildern vom Identitätsverlust bis hin zur Auflösung einer Person.

I Want To See The Manager

Interessanter Versuch eines "globalen" Dokumentarfilms mit unscharfem Sujet. In Indien, Bolivien, China, USA, Italien, Thailand und Venezuela lässt Hannes Lang verschiedenste Unternehmen sich vorstellen: Es geht um Fortschrittsglauben, um Kampf gegen Tod und Armut. Die leicht gleitende Kamera lässt keinen Zweifel daran, dass sie dabei ist, einen Zusammenhang zu filmen - während sie ihn verflüssigt.

Die Kleinen und die Bösen

Für seinen kuriosen Verhau aus Sozialarbeitersatire, Gaunerkomödie und TV-Problemfilm bietet Regisseur Markus Sehr folgendes Personal auf: einen netten Bewährungshelfer mit infertilen Spermien (Christoph Maria Herbst), eine portugiesische Stripperin mit autistischer Tochter und einen prolligen Ex-Knacki, der sich das Sorgerecht für seine Kinder, die er nie gesehen hat, ergattern will.

Königin der Wüste

(Siehe Kritik)

Der Kuckuck und der Esel

Seit fünf Jahren korrespondiert Conrad Weitzmann mit einem Fernsehredakteur über sein Drehbuch "Der Orangenhain". Da dieser es immer wieder ablehnt, wird er kurzerhand entführt. Andreas Arnstedts zweite Regiearbeit beginnt mit skurrilen Figuren und bitterschwarzem Humor. Leider schafft der Film es nicht, diesen Ton zu halten: Schnell wird die Redakteurs-Geisel so erniedrigt und gefoltert, dass jeder Spaß dabei verloren geht.

Maidan

Hier wird Geschichte geschrieben: Sergei Loznitsa hat am Maidan gefilmt, die ersten Wochen auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz, als aus friedlichen Protestmärschen die blutige Revolution in der Ukraine wurde. Seine Kamera ist statisch, beobachtet in langen, distanzierten Einstellungen die Menge, ihre Hymnen und Sprechchöre, die Polizeieinsätze, aber auch die Versorgung der Demonstranten mit heißem Tee. Kommentiert wird das nicht. Loznitsa will den historischen Prozess nicht erklären, nicht vereinfachen, sein Film ist ein Dokument zum (besseren) Verstehen.

Ricki - Wie Familie so ist

"Mamma Mia" war noch nicht genug für Meryl Streep. Also spielt sie in "Ricki" eine Überübermutter, amerikanische Spielart. Irgendwann hat Ricki Mann, Tochter, Söhne in Indianapolis gelassen und ist an die West Coast gezogen, um ihren Traum von der absoluten Freiheit zu realisieren - als Sängerin in einer wilden kleinen Rockband. Jonathan Demme tut, was er am liebsten macht in seinem Genrekino, er dokumentiert diverse American ways of life, von der verrauchten Proll-Bar bis zur Gated Community der Superreichen. Meryl Streep singt: "Let's work together!"

The Transporter Refueld

Was es im vierten Teil der Action-Reihe noch Neues zu sehen gibt? Die Antwort liefert gleich in der ersten Einstellung ein Selbstzitat. Alles wie immer- außer Ed Skrein, Jason Stathams Nachfolger, der sich gar nicht schlecht durch das altbewährte, in protziger Videoclip-Ästhetik gedrehte Action-Fest schlägt, inszeniert von Camille Delamarre. Am besten tut man es dem Filmhelden gleich - und stellt 97 Minuten lang keine Fragen.

Vilja und die Räuber

Sommerferien können ein gähnendes Riesenloch der Langeweile sein, wenn man solche Stubenhocker-Eltern hat wie die zehn-jährige Vilja. Ein Glück, dass eine Räuberbande sie mitten auf der friedlichen finnischen Landstraße aus der Familienkutsche heraus entführt. Statt Geige zu üben, zeltet sie einen herrlichen Sommer lang an Seen, frühstückt Hotdogs und lernt das Räuberhandwerk. Marjut Komulainens Film ist ein Kinderabenteuertraum zwischen Birkenwäldern und den weiten Seen Finnlands.

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