Die Filmstarts vom 28. Mai auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.
Giraffada
Die Liebe zu Tieren ist emotionaler Luxus und in Palästina nicht gern gesehen: Ziad und sein Vater, der Tierarzt, sind in der Westbank Außenseiter, weil sie sich lieber um Giraffen kümmern, als sich in der Moschee blicken zu lassen. Es ist die Zeit des Mauerbaus, die Palästinenser stecken fest in ihrem Ort. Bei einem Luftangriff kommt das Giraffenmännchen ums Leben, das trächtige Weibchen verweigert das Futter. Es bleibt nur ein Ausweg: Einen neuen Gefährten über die Grenze zu bringen, die die Menschen nicht passieren dürfen. Rührender, poetischer Kinderfilm von Rani Massalha. Susan Vahabzadeh
Ein Junge namens Titli
Jenseits von Bollywood: die Geschichte eines Jungen, der "Schmetterling" heißt, aber in eine Familie von Autodieben hineingeboren wurde. Titli versucht, ihr zu entkommen, wird dabei seinen brutalen Brüdern aber immer ähnlicher. Kanu Behl - er kommt vom Dokumentarfilm - zeichnet das Bild einer korrupten, gewalttätigen Gesellschaft, in der nur das Recht des Stärkeren zählt. Wuchtiger, indischer Neorealismus ganz ohne Folklore. Martina Knoben
Kiss The Cook
"Iron Man"-Regisseur Jon Favreau erinnert sich an seine Indie-Anfänge und serviert gerade so, wie er das knusprige Cubano-Sandwich zubereitet, liebevoll und zum Reinbeißen, die Story vom Gourmet-Chefkoch, der im Kampf gegen den sturen Restaurantboss (Dustin Hoffman) zu seinen Wurzeln zurückfindet, zur feurigen Leidenschaft, der alles entspringen muss: Kochkunst, Liebe, Freundschaft. Rainer Gansera
Lost River
(Siehe Kritik nebenan.)
Die Maisinsel
Ein Haus bauen, ein Feld anlegen. Ein alter Mann hat das Sagen, ein junges Mädchen wird zur Frau. George Ovashvili spiegelt die große Welt in einer kleinen, den Inseln, die sich jedes Jahr im Fluss Enguri bilden, wenn von den Bergen des Kaukasus fruchtbarer Boden ins Tal geschwemmt wird. Bauern beackern sie, bevor sie nach Regenfällen wieder im Fluss verschwinden - der Kreislauf des Lebens. Ein Film mit wunderschönen epischen Bildern, der seine biblisch anmutende Geschichte klug in der Gegenwart mit ihren politischen Konflikten verankert. Martina Knoben
Poltergeist
Endlich ein Remake von einem Horrorklassiker, das nicht hauptsächlich toller sein will als das Original, sondern sich Mühe gibt, die Gegenwart einzubeziehen - Technologie, Popkultur, dazwischen womöglich Humor. Man erfährt von Regisseur Gil Kenan, dass es noch immer gefährlich ist, auf ehemaligen Friedhöfen zu wohnen, und lernt dazu, dass Geister inzwischen mit Handy kommunizieren und Drohnen notfalls bis ins Jenseits fliegen. Doris Kuhn
San Andreas
Ein Katastrophenfilm von der Westküste. Er startet ganz solide, mit dem Hoover Damm, der innerhalb weniger Sekunden zerlegt wird von den Computertrickspezialisten, dann zieht das Erdbeben die Küste entlang. Eine ganz reale Gefahr - der Andreas-Graben bedeutet höchstes Risiko für L.A. und San Francisco -, um die herum der Film von Brad Peyton wie am Reißbrett konstruiert ist. Ein Superfamilienvater - natürlich Dwayne Johnson - gondelt im Hubschrauber über die zerstörte Welt, um seine Familie zusammenzuholen und zu retten. Fritz Göttler
Tracers
Wie Äffchen turnen die Parcoursläufer durch den Großstadtdschungel, ganz New York machen sie zu ihrem Spielplatz: halsbrecherische Akrobatik im Dienst des Verbrechens, choreografiert von Stunt-Coordinator Gary Powell, ("Casino Royale"), ein einziger Bewegungsrausch. Regisseur Daniel Benmayor hat einige Stars - Taylor Lautner ("Twilight") und Adam Rayner ("The Walking Dead") - doch die holprige Dramaturgie hinkt den wendigen Läufern hoffnungslos hinterher. Anke Sterneborg
Von Caligari zu Hitler
Wie foltert man zwei Stunden lang eine kinouninteressierte Schulklasse? Mit diesem Film über das Weimarer Kino, betitelt nach Kracauers Buch. Man kann davon ausgehen, dass R üdiger Suchsland in seinem Kommentar von allem, was er sagt, mindestens einmal das Gegenteil behauptet: Alles ist reine Wirklichkeit und reiner Eskapismus, reine Autoritätssehnsucht und reine Freiheit: reines Blablabla. Philipp STadelmaier
Das Zimmermädchen Lynn
(siehe Kritik nebenan)