Jetzt im Kino:Im Ballermann-Modus

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"Tokio Tribe" ist eine irre Mischung aus Manga-Adaption und Hip-Hop-Musical. In der Doku "Amy" wird die Sängerin Amy Winehouse porträtiert.

Von Fritz Göttler, David Steinitz, Rainer Gansera, Philipp Stadelmaier, Philipp Stadelmaier, Doris Kuhn

Die Filmstarts vom 16. Juli auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Am grünen Rand der Welt

Bauer sucht Bäuerin, auf höchstem literarischen Niveau. Nach dem Roman von Thomas Hardy, angesiedelt in Wessex, seiner imaginären, liebevoll ausgemalten englischen Provinz. Carey Mulligan, einst protegiert vom "Driver" Ryan Gosling, ist nun die herrische Bathsheba Everdene, Matthias Schoenaerts der selbstbewusste Landmann Gabriel. Die Liebe operiert rustikal und sophisticated zugleich in diesem Film, und hübsch umständlich, zwischen Säbelrasseln und tödlichen Schafsblähungen. Thomas Vinterberg nimmt die Liebe ernst, bis es schmerzt, in einer Gesellschaft, die ausgerechnet vom Absurden und Perversen gekittet wird.

Amy

Ein heftiger Dokumentarfilm über das Leben und Sterben der Amy Winehouse. Aus Bergen von Archivmaterial und mehr als hundert Interviews hat Asif Kapadia die Biografie der Sängerin rekonstruiert. Obwohl ihre Geschichte und ihr Alkoholtod bekannt sind, entwickelt sich sein Film zu einem richtigen Musical-Thriller, in dem er ein finsteres Bild der Londoner Hipster-Szene und der Musikindustrie zeichnet (Siehe Feuilleton vom Mittwoch).

Desaster

Beim Dreh in Saint- Tropez hatte das Darsteller-Trio Justus von Dohnányi, Jan Josef Liefers und Stefan Kurt wahrscheinlich großen Spaß. Sollte doch in Dohnányis zweiter Regiearbeit nach "Bis zum Ellenbogen" die Comedy-Sau richtig rausgelassen werden. Auf der Leinwand bleibt der Spaßertrag arg begrenzt. Da prollt die Story der trotteligen Profikiller in trashverliebter Ballermannmanier so vor sich hin.

Heil

(Siehe Kritik nebenan.)

Señor Kaplan

(Siehe Kritik nebenan.)

Station to Station

Doug Atkin fährt mit einem Zug durch Amerika und filmt, an Bord und auf dem Weg, die (teils spannenden) Performances und Konzerte namhafter Künstler (u.a. Patti Smith, Ed Ruscha). Die Unterteilung in 62 Einminuten-Filme lässt leider jeden in seinem eigenen Saft schmoren, während die formale Ähnlichkeit der Clips die Vielfalt stark einschränkt. Von der vielversprechenden Aktion bleibt so nur ein gefälliges Promo-Video.

Tokyo Tribe

Genialische und aberwitzig komische Mischung aus Manga-Adaption und Hip-Hop-Musical von Sion Sono: Im Tokio der nahen Zukunft müssen sich konkurrierende (singende, rappende) Gangs gegen einen diabolischen Wüstling verbünden (Foto: Rapid Eye Movies). Sonos Kino ist eine bunte und eklektische Zentrifuge des Bizarren, umkreist von der Idee einer unmöglichen Unschuld, welche die ganze poetische Ressource seines Kinos bleibt.

Unknown User

Eher für die Freunde der modernen Kommunikationsmedien. Die Leinwand wird zur Computeroberfläche, auf der sechs Jugendliche miteinander skypen. Bald gesellt sich online ein Gespenst dazu, das den Hang der sechs zum Cybermobbing kennt und ihnen noch ein paar Geheimnisse mehr entlockt. Regisseur Levan Gabriadze behält den Bildschirm-Look des Films konsequent bei, eine Realitätsferne, die durch ständig neue Teenager-Beichten kaum erträglicher wird.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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