Jetzt im Kino:Ausbruch und Einbruch

Lesezeit: 2 min

Die Krise bringt Dringlichkeit in einen griechischen Widerstandsfilm, Grabschänder in Ägypten werden grausam bestraft, und Liam Neeson rennt mal wieder die ganze Nacht - die Kinowoche im Überblick.

Die Filmstarts vom 16. April auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?

Martina Knoben: Fleisch aus der Petrischale oder genmanipulierte Lachse: Bis 2050 werden zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben - wie sollen sie satt werden? Valentin Thurn ("Taste The Waste") fragt Forscher, Lobbyisten, Biobauern und Verfechter lokaler Ernährungsprojekte. Das Thema ist brennend wichtig, die Lösungsansätze sind interessant. Thurns Haltung aber scheint immer schon festzustehen, bevor er fragt. Eine Doku im Dienst der guten Sache.

Dessau Dancers

Rainer Gansera: "Wie heißt das? Brech-Tanz?" DDR 1985: Wie die Breakdance-Rebellion staatlich vereinnahmt wird. Sympathische Akteure (Gordon Kammerer, Sonja Gerhardt), doch der Regisseur Jan Martin Scharf taumelt zwischen Teenietanzfilm und Ostalgieklamotte und beschränkt sich auf Klischee-Recycling: vom Aufmarsch strohdoofer DDR-Funktionäre bis zum Balztanz auf dem Hochhausdach. Eine Geschichte von Nonkonformität konform erzählt.

Das Glück an meiner Seite

Doris Kuhn: Da hat man die zwei Königinnen der zitternden Unterlippe, Hilary Swank und Emmy Rossum, in einem Buddy-Movie übers Sterben, aber richtige Rührung will sich nicht einstellen. Eine reiche Pianistin wird unheilbar krank, nur eine verwilderte Studentin kann sie angemessen pflegen, die Verwandten sind bös, die Männer feig - während der Regisseur George C. Wolfe sich in die Klischees verrennt, weinen bloß die Protagonisten.

A Blast - Ausbruch

Fritz Göttler: Ein Widerstandsfilm aus Griechenland, mitten aus der Krise. Die blonde Maria ist Einzelkämpferin, sie versucht, das Leben der Familie wieder in Ordnung zu bringen. Der Mann ist auf hoher See und allen möglichen Versuchungen ausgesetzt. Die Mutter hat jahrelang Steuern hinterzogen. Aus dem Menschenrechten kann man eine ausgelassene Schau machen. Die Krise bringt Dringlichkeit in die Geschichten der Menschen, sagt der Regisseur Syllas Tzoumerkas, das Bedürfnis, die Dinge klarer, irgendwie nackter zu sehen.

Nur eine Stunde Ruhe! (Siehe Kritik in dieser Ausgabe)

The Pyramid - Grab des Grauens

Doris Kuhn: Wenn man nicht so damit beschäftigt wäre, die Figuren zu hassen, könnte man sich besser auf die Frage konzentrieren, warum Grégory Levasseurs Regie fehlt. In Ägypten wird eine neue Pyramide unter der Wüstenoberfläche entdeckt. In ihr treiben eingesperrte Götter ihr Unwesen. Oder Katzen. Oder Aliens. Eifrige Archäologen und unbedarfte Dokumentarfilmer steigen heimlich in die unterirdischen Gänge und finden ein blutiges Ende. Verdient.

Run All Night

Anke Sterneborg: Nach "Unknown Identity" und "Non Stop" setzt Jaume Colle-Serra Liam Neeson zum dritten Mal unter zeitlichen und psychologischen Druck. Das Muster ist bewährt: Ein abgehalfterter Held setzt noch einmal alles auf eine Karte, statt 96 Stunden hat er hier nur 16, um das Leben seines entfremdeten Sohnes zu retten. Dabei muss er nicht ganz so sinnlos gewalttätig agieren wie in "Taken", er darf ein bisschen nachdenklicher sein - dafür übertreibt sein Regisseur mit hektischen Schwenks und Zooms und Flügen durch ein düsteres New York.

Top Five (Siehe Kritik in dieser Ausgabe)

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: