Jetzt im Kino:Auf großer Fahrt

Im Trickfilm "Sam O'Cool" ziehen Vögel gen Süden, in "Abschussfahrt" mutiert eine Klassenreise zur Gangsterstory und in "A World Beyond" sortiert George Clooney die Zukunft neu.

Die Filmstarts vom 21. Mai auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Abschussfahrt

Luise Checcin: Wer mit "Czech-it-out!"-T-Shirts durch Prag läuft, hat sein ganz eigenes Verständnis von einer Bildungsreise. So auch Paul, Berny und Max, für die die Klassenfahrt nach Tschechien der ultimative Befreiungsschlag aus dem pubertären Außenseiterdasein bedeuten soll. Skurrile Charaktere und eine hohe Gagdichte - eigentlich hätte Tim Trachtes "Abschussfahrt" alles, was eine gute Komödie braucht. Leider verrennt sie sich irgendwann in einer überdrehten Gangsterstory mit arg konventionellen Plot-Wendungen.

B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979 - 1989

Doris Kuhn: Für die Regisseure Klaus Maeck, Jörg Hoppe und Heiko Lange erzählt der Märchenonkel Mark Reeder recht autobiografisch von der Subkultur der Mauerstadt: Was es gab, was man tat, welche Musik zwischen Häuserkampf, "genialen Dilettanten" und SO36 entstand. Erstaunlich viele Bilder wurden aus den Archiven zusammengetragen für diese Doku-Compilation von Punkrock bis Techno, deren beste Momente Berlin selbst bestreitet, mit dem Prunk des Verfalls.

Die Augen des Engels

Siehe Kritik nebenan.

Dora

Rainer Gansera: Die Schweizerin Stina Werenfels tut so, als sei ihre Verfilmung des Theaterstücks von Lukas Bärfuss ein mutiges Plädoyer für das Recht auf Sex und Selbstbestimmung behinderter Menschen. Tatsächlich missbraucht sie die Figur der geistig behinderten Dora (Victoria Schulz) - eine 18-Jährige auf dem geistig-seelischen Entwicklungsstand einer Zehnjährigen - für gespreiztes Provokationstheater und Tabubrecher-Posen.

Mein Herz tanzt

Siehe Kritik nebenan.

A World Beyond

Susan Vahabzade: Brad Bird erklärt dem Pessimismus den Krieg: Ein frustrierter Wissenschaftler (George Clooney) wird von einem Teenie mit einer Überdosis Hoffnung in ein Paralleluniversum zurückgezerrt, das er schon aufgegeben hatte - eine andere Dimension, in der alle technologischen Utopien wahr werden. Und in dieser Wunderwelt müssen die beiden nun versuchen, die Zukunft wieder auf den rechten Weg zu bringen. Wenn ein Disney-Film vom drohenden Weltuntergang erzählen kann, dann genau so - mit dem festen Glauben, dass man alle Schrecken wegträumen kann. (Siehe Feuilleton vom Mittwoch.)

Sam O' Cool

Kathleen Hildebrand: Animationskino aus Frankreich, das sich nicht am Fotorealismus abarbeitet, sondern an Charakteren und Witz. Eine Vogelfamilie, die zum ersten Mal nach Afrika fliegt, hat Federn, die aussehen wie aus Papier gebastelt. Ein Nicht-Zugvogel führt sie in den Süden. Regisseur Christian De Vita hat schon mit Wes Anderson und Tim Burton gearbeitet und deren Detail- und Spleenverliebtheit sieht man auch bei ihm.

Mädchen im Eis

Anke Sterneborg: Eine junge Deutsche (Lucie Heinze), die ihrem Geliebten bis an den kältesten Winkel der Erde folgt, ein Oligarch, der den Kampf für eine bessere Zukunft seiner Heimat zum selbstzerstörerischen Happening macht und eine Schar geeister Pinguine. Vor der grandiosen Kulisse des russischen Polarkreises lässt Stefan Krohmer die disparaten Elemente von romantischer Komödie und schriller Satire auf den desolaten Zustand des modernen Russland aneinander zerschellen.

Une jeunesse allemande

Doris Kuhn: Noch ein Film aus alten Bildern, neu zusammengefügt zur Untersuchung der Vergangenheit. Regisseur Jean-Gabriel Périot zeigt deutsche Geschichte im Zeitraum erste Generation DFFB bis erste Generation RAF, mit Schwerpunkt auf Ulrike Meinhof. In Ausschnitten aus Studentenfilmen bis "Tagesschau" wird der Hass sichtbar, den man sich in der BRD mit Systemkritik zuzog, und wie dieser dann den Weg von der differenzierten Beschwerde bis in den bewaffneten Untergrund bestimmte.

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