Jella Haase im Interview:Chantal heult leise

37. Bayerischer Filmpreis in München, 2016

Schauspielerin Jella Haase bei der Verleihung des 37. Bayerischen Filmpreises.

(Foto: Robert Haas)

Sie ist die heimliche Hauptfigur von "Fuck ju Göhte": Chantal Ackermann - gespielt von Jella Haase. Doch wie macht man weiter, wenn man schon in jungen Jahren zur Proll-Ikone wird?

Von Friederike Zoe Grasshoff

Sie mag jung sein, jung aussehen, eine junge Stimme haben, doch ihre Rollen sind vor allem eines: extrem. An der Grenze, irgendwie drüber, und manchmal auch etwas drunter: Jella Haase ist 23 Jahre alt und hat Neonazi-Mädchen, Crystal-Meth-Süchtige, Prostituierte und Psychiatrie-Bewohner gespielt. Und das ist nur die kleine Auswahl. Ihre bekannteste Rolle spielte Haase aber in der irre erfolgreichen Kino-Komödie "Fack ju Göhte" von Regisseur Bora Dağtekin, der 2013 in die Kinos kam.

Als Chefproletin Chantal Ackermann mit blauem Lidschatten, pinken Klamotten und vor allem derben Sprüchen wurde sie schnell zur Identifikationsfigur auf deutschen Schulhöfen: Filmzitate wie "Chantal, heul leise" oder "Sind Sie geborderlined, Sie Geisterkranker?" sind heute quasi humoristisches Allgemeinwissen. Zwei Jahre später kam die Fortsetzung "Fack ju Göhte 2" in die Kinos - und Haases Rolle wurde noch größer, noch wichtiger als im ersten Teil. Krasse Geschichte, ey.

Eine feste Rolle im Dresdner Tatort hat sie abgelehnt

Hat man nach solch einer prollig-ikonenhaften Rolle sein Stigma weg? Haase sagt: "Beruflich werde ich gar nicht stigmatisiert." Und: "Die Rolle hat mir viele Türen geöffnet." Das stimmt: Sie dreht einen Film nach dem anderen, hat mit 23 bereits zweimal den Bayerischen Filmpreis gewonnen und viele Charakterrollen gespielt, außerdem wurde sie auf der diesjährigen Berlinale als Shooting-Star geehrt. Eine Schauspielschule hat sie nie besucht.

Man trifft sie zum Interview im Ritz-Carlton am Potsdamer Platz, in Berlin ist es heiß, im riesigen Salon recht kühl. Am Abend dann die Filmpremiere von "Pets", (einem Animationsfilm, in dem Haase einem Zwergspitz ihre Stimme leiht) am nächsten Morgen ein Casting. Trotzdem ist Haase, wacher Blick, Riesenaugen, ganz da: Spricht über ihre Kindheit in Berlin-Kreuzberg, die große Parallelwelt Facebook, ihr extremes Rollen-Portfolio, wie gerne sie sich mit ganzer Seele in den Job wirft - aber auch darüber, dass sie zwischendurch mal ein paar Pausen braucht: "Ich brauche mein echtes Leben und meine wahren Freunde, um ich selbst zu sein - selbst wenn ich mich total gerne in diese Filmwelt begebe."

Eine feste Rolle im Ermittlerstamm des Dresdner Tatort hatte sie vor einiger Zeit abgelehnt - und lag dann nach einer Folge als Dresdner Polizeianwärterin als Leiche auf dem Boden. Nein, sie wollte sich zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht festlegen: "Vielleicht hau ich auch noch ein Jahr nach Südamerika ab."

Und jetzt, in diesem Salon, will sie da auch weg, abhauen? Nach 60 Minuten sagt Haase: "Wie lange geht eigentlich dieses Interview?" Hhmmm, schon noch 20 Minuten. Waren die Fragen wirklich so langweilig? "Nein, nein," sie schüttelt den Kopf. Ob man mal kurz zusammen eine Pause machen könne? Klar. Und Haase sagt: "Ich nehme das Aufnahmegerät in die Hand und Sie bauen das dann ein: Jella Haase ist überfordert damit, 80 Minuten still zu sitzen." Was völlig in Ordnung ist, man redet ja weiter.

Lesen Sie das komplette Interview mit Jella Haase - im Sitzen oder im Stehen - mit SZ Plus:

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