Jazz:Tausendfüßler mit Posaune

Von Martin Pfnür

So ganz geht das Bild mit dem Tausendfüßler (englisch "millipede"), dem Mathias Götz ein französisches "le" voranstellt, natürlich nicht auf. Das Klavier und das Xylophon, das Harmonium und das Glockenspiel, das gewaltige Percussionarsenal und die Synthies, das Mini-Keyboard und die Posaune, die seinem Debüt eine wunderbar weiche Note verleiht, all das bedient der studierte Jazzposaunist dann doch lieber mit den Händen. Wobei das wichtigste musikalische Element sogar ganz ohne Extremitäten auskommt, denn Bässe und Melodien kreiert Götz bevorzugt mit seiner Stimme.

Es war ein langer Weg, der den 42-Jährigen zur Veröffentlichung dieses feinen Albums führte. Schon früh bekam er zu Hause die Posaune in die Hand gedrückt, spielte bald im Jugendjazzorchester, startete aber erst mit Mitte 20 am Konservatorium. Es begann eine Art musikalischer Irrfahrt, Götz blies die Posaune in unzähligen Bigbands, in Jazz-Septetten und Pop-Bands. Bis zu 20 Projekte liefen da parallel, und doch tat sich immer dann, wenn es ihm besonders ernst war, eine - meist finanzielle - Sackgasse auf. "Je besser die Band war, umso weniger Leute kamen", sagt er. Ein Glück, dass er schließlich auf Micha Acher von The Notwist traf. Der erste, der "zu hundert Prozent darauf stand, wie ich spiele". Acher installierte ihn in seinem Alien Ensemble und verhalf ihm durch musikalische Engagements am Theater zu einem Auskommen, das die Arbeit an seinem Album erst ermöglichte. Dass dieses nun auf dem Notwist-eigenen Label Alien Transistor erscheint und von den Brüdern Micha und Markus Acher auf die Bühne gebracht wird, ist natürlich Ehrensache.

Le Millipede, Sonntag, 14. Juni, 21 Uhr, Milla, Holzstraße 28

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